Die Danube Private University (DPU) in Krems-Stein hat sich in den letzten Jahren einen hervorragenden Ruf in der Forschung erworben und ist als innovative, moderne Institution für die Wachau auch ein wirtschaftlicher Motor. PERISKOP sprach mit Robert Wagner, MA über ein familiäres Abenteuer mit internationalem Impact.
Mag. Dora Skamperls
PERISKOP-Redakteurin
Robert Wagner ist Direktor Strategische Hochschulplanung, Wissenschaft und Management der Danube Private University (DPU) in Krems-Stein und Gesellschafter der PUSH GmbH. Er zeichnet für die gesamte Organisation der DPU mitverantwortlich und sieht die optimale Positionierung der Privatuniversität mit ihren Alleinstellungsmerkmalen innerhalb der universitären Landschaft Österreichs als eine seiner wichtigsten Aufgaben.
PERISKOP: Herr Wagner, die DPU wurde 2009 gegründet und hat seither international einen Ruf als Eliteuniversität in der Zahnmedizin errungen. Derzeit sind über 2000 Studierende inskribiert. Erzählen Sie, wie alles begann.
WAGNER: Wir haben 2006 begonnen, einen Antrag für eine Universität für Zahn- und Humanmedizin zu schreiben. Wir wollten aber zunächst mit einem Studiengang starten, das war die Zahnmedizin. Der Antrag wurde genehmigt und wir konnten mit August 2009 beginnen, die ersten Studiengänge durchzuführen. Das bedeutete für uns damals, dass wir dafür sorgen mussten – weil wir ja keine Förderung erhielten –, eine Infrastruktur für die Lehre in der Zahnmedizin aufzubauen. Wir haben Gebäude gefunden, Ausstattung angekauft und Personal angeworben, um die Zahnmedizin aufzubauen. Das Gleiche machen wir jetzt mit der Humanmedizin. Dieser Studiengang wurde 2018 gegründet und hier konnten wir parallel Forschungsinfrastruktur aufbauen und mit den Forschungsthemen beginnen.
Die Exzellenz der DPU im Bereich der Forschung ist in der Fachwelt unbestritten, was uns viele Türen in der Lehre öffnet.
Robert Wagner
Wie kamen Sie auf die Idee, eine Universität zu gründen? Warum in Krems-Stein?
Wir sind ein Familienunternehmen und es war eine unternehmerische Idee, das zu machen. Die ganze Familie ist seit Beginn 2006 für die Universität tätig und wir haben sie zunächst mit Eigenkapital aufgebaut. Dadurch sind wir auch unabhängig von den Interessen Dritter. Als die Gründung von Privatuniversitäten in Österreich ermöglicht wurde, hatten wir im Familienkreis besprochen, ob wir dieses Abenteuer gemeinsam wagen.
Die Wachau war uns natürlich ein Begriff. Stein hat einen wunderschönen Altbestand, doch war der Ort kaum bewohnt und ziemlich verwahrlost. Die Politik hatte Sorge, dass Krems-Stein zum Museum mutiert. Die DPU war hier Teil der Strategie des Landes Niederösterreich, diese Region positiv zu entwickeln. Seitdem wir dort investieren – mittlerweile sind es 50 Millionen Euro –, sehen wir auch aufgrund unserer Studierenden, die dort Mietwohnungen suchen, dass viel renoviert und für gutes Geld vermietet wird. Es ist jetzt eine ganz andere Klientel vorhanden, wodurch Geschäfte entstehen, die es andernfalls nicht gegeben hätte. Wir haben sogar für eine Belebung des Tourismus gerade am Wochenende gesorgt, da die Studierenden viel besucht werden. Durch die vielen kulturellen, sportlichen und kulinarischen Initiativen in der Region ist auch für die Studierenden wiederum ein enormer Benefit aufseiten der Lebensqualität gegeben.
Gab es Bedarfe oder Wünsche, die an Sie herangetragen wurden in Bezug auf die Zahnmedizin?
Das kam direkt von den Zahnärztinnen und Zahnärzten, Humanmedizinerinnen und Humanmedizinern, die wir persönlich kannten. Sie haben uns darauf hingewiesen, was ihnen noch fehlt in Ergänzung zum öffentlichen Ausbildungsbereich – das wäre eine Privatuniversität, die auf ein sehr gutes Betreuungsverhältnis setzt, die eine moderne Ausbildung anbieten und schneller als öffentliche Universitäten auf Veränderungen und Innovationen eingehen kann. Diese an uns herangetragenen Bedarfe waren mit ein Grund, warum wir uns für die Zahnmedizin entschieden haben. Vonseiten der Zahnärzteschaft gab es großen Zuspruch. Der Widerstand aus der Zahnärztekammer hat sich in der Zwischenzeit auch vollständig aufgelöst.
Die DPU hat einen sehr hohen Anspruch, was die Leitbilder betrifft – Zitat: „Die DPU steht für Exzellenz in Lehre, Wissenschaft und Forschung.“ Was ist damit genau gemeint?
Man muss sich als Privatuniversität hohe Ziele setzen. Eine Privatuniversität darf nicht zu einer Geldmaschine werden, wo profitmaximierend ausgebildet wird. Exzellenz in der Lehre ist infrastrukturell und personell zu verstehen, aber auch, vom Konzept her immer auf dem neuesten Stand zu sein.
Die Exzellenz der DPU im Bereich der Forschung ist in der Fachwelt unbestritten, was uns viele Türen in der Lehre öffnet. Dadurch konnten wir für unsere kleine Universität Lehrpersönlichkeiten gewinnen wie Prof. Dr. Axel Pries, Vorstand der Charité Berlin und Präsident des World Health Summit, der jetzt Dekan Humanmedizin an der DPU ist.
Die DPU legt großen Wert auf internationale Kooperationen in der Lehre und Forschung. Welche Perspektiven geben Sie Ihren Studierenden in diesem Zusammenhang?
Unsere Studierenden werden im Rahmen ihrer Abschlussarbeiten auch in drittmittelgeförderte Projekte eingebaut. Wir haben beispielsweise eine Kooperation mit dem Inserm in Paris (Institut national de la santé et de la recherche médicale). Hier haben unsere Studierenden die Möglichkeit, für ihre Abschlussarbeit nach Paris zu gehen und dort Laborarbeiten zu tätigen, die dann auch veröffentlicht werden. Es gibt unterschiedliche internationale Aus- tauschprogramme im Rahmen des Studiums. Wir sind auch Mitglied der IUSOH, einer weltweiten Vereinigung von dentalen Universitäten – die Nippon Dental University ist hier die vorsitzende Universität.
Die DPU ist ein starker Wirtschaftsfaktor und Motor für die Region.
Robert Wagner
Was bedeutet es für die Spitalslandschaft in Österreich, wenn kleinere Universitäten mit einem hohen Anspruch wie die DPU als Player vorhanden sind?
Traditionell gab es in den großen Metropolen Wien, Innsbruck und Graz die öffentlichen Universitäten für Medizin. Ich finde, die großen öffentlichen Universitäten gehören auch in diese Metropolen. Was können Privatuniversitäten leisten? Sie können in ländlichen Regionen Akzente setzen, wo es Schwerpunktkrankenhäuser gibt, die einen Großteil der Versorgung der Bevölkerung übernehmen. Durch eine Akademisierung der Klinikstandorte werden diese als Arbeitsplatz für erstklassige Medizinerinnen und Mediziner interessant. Vergleichsweise kleine bzw. dislozierte Klinikstandorte in Österreich würden auf andere Weise kaum in den Genuss einer universitären Anbindung kommen. Es sind zwar die meisten Kliniken Lehrkrankenhäuser verschiedener öffentlicher Universitäten, aber sie werden stiefmütterlich behandelt. Auch die Akkreditierungs- und Zertifizierungsprozesse der öffentlichen Universitäten werden an diesen dislozierten Standorten nicht gelebt. Über die intensiven Bemühungen der Privatuniversitäten werden an kleineren Standorten u. a. auch Ausbildungsplätze für junge Medizinerinnen und Mediziner geschaffen. Über Stipendienprogramme einzelner Bundesländer wird dann auch garantiert, dass die jungen Ärztinnen und Ärzte an den Standorten bleiben und dort die Versorgung sichern.
Grundsätzlich holt man als Universität viele junge, aktive Menschen an die Standorte, die für eine enorme – auch wirtschaftliche – Belebung der Region sorgen. Da wir als Privatuniversität ein sehr internationales Publikum haben, sorgt das natürlich auch für eine Internationalisierung des Standortes. Die Universität ist ein starker Wirtschaftsfaktor und Motor für die Region. Hier kommen jeden Monat zweistellige Millionenbeträge auf den Standort zu, die über private Initiative erwirtschaftet werden – und nicht durch das Ausgeben öffentlicher Gelder.
Welche Alleinstellungsmerkmale hat die DPU und was kann die DPU als Ergänzung zur universitären Landschaft Österreichs singulär beitragen?
Unser Alleinstellungsmerkmal ist die sehr gute Betreuungsrelation, die bei 1:9 liegt – also ein hauptberufliches Vollzeitäquivalent für neun Studierende. Wir haben Kleingruppen und eine sehr familiäre Atmosphäre. Wir glänzen dadurch, dass wir klein und fein sind. Die Breite an Themen ist etwas, das nur die öffentlichen Universitäten können. Das kann man als Privatuniversität nur schlechter machen. Wir merken, dass unsere Studierenden auch das Bedürfnis nach einem familiären Umfeld haben. Das sind sehr verbindliche Persönlichkeiten, die darauf bedacht sind, eine gute Kommunikation und Kontakte zu pflegen. Mit dem Campus und der Anwesenheitspflicht haben wir hier eine ganz andere Form des Studierens, die auch andere Menschen anspricht. Über das Studium hinaus bieten wir unseren Studierenden sportliche oder kulturelle Aktivitäten an. Wir haben dafür eigene Häuser für Kunst und Kultur in Unterloiben gebaut. Wir sorgen also für Internationalisierung und einen weiten Horizont nicht nur, indem wir die Studierenden im Rahmen von Austauschprogrammen in die Welt hinausschicken, sondern auch die Welt zu uns holen.
Sie haben im Studienfach Humanmedizin einige Forschungskooperationen für Ihre Studierenden. Welche nationalen und internationalen Kooperationen möchten Sie hier nennen?
Wir sind derzeit parallel in elf Forschungsförderungsprojekte eingebunden, zum Beispiel drei EU-Projekte, zwei FWF-Projekte, ein FFG-Projekt, zwei GFF-NÖ-Projekte, ein Projekt der EU-LAC-Interest-Group, das von der FECYT geleitet wird und in dem sich europäische mit lateinamerikanischen und karibischen Institutionen verbinden, oder ein Projekt der europäischen Raumfahrtgesellschaft ESA. Bei den geförderten Projekten fließen sehr hohe Summen in die Region und direkt in die Partnerkliniken für die klinischen Studien, die dort durchgeführt werden. Hier werden an den Klinikstandorten medizinische Qualität, Infrastruktur und Personal aufgebaut, was nicht nur der Region, sondern auch unmittelbar den Patientinnen und Patienten zugutekommt. Bei unseren Forschungsprojekten haben wir einen onkologischen Schwerpunkt. Beispielsweise forschen wir an einer Maske mit einem Sensor, der aus Biomarkern in der Atemluft Erkrankungen wie Tuberkulose, aber auch Lungentumore frühzeitig erkennen kann. Auf dpu-research.at finden sich viele unserer Projekte.
Abgesehen davon sind wir auch einige strategische Kooperationen eingegangen, beispielsweise mit der MedUni Wien, mit der wir an einem Projekt zur medizinischen Bildgebung mit Künstlicher Intelligenz arbeiten, der University of Cambridge, Bari, Brescia oder Basel. Unsere Studierenden haben sich jetzt auch einem Netzwerk aus den USA angeschlossen, einem Journal Club of Science, in dem sie mit allen US-Eliteuniversitäten verbunden sind. Wir sind sehr stark im internationalen Forschungsbereich verankert.
Jede universitäre Einrichtung in Österreich unterliegt gewissen Qualitätssicherungsprozessen, die standardisiert sind. Welche Qualitätssicherungsinstrumente finden auf die DPU Anwendung?
Es gibt alle sechs Jahre einen Reakkreditierungsprozess, der für alle Privatuniversitäten gilt. Das ist eine Stärke der Privatuniversitäten und fördert deren Weiterentwicklung, weil sie sich hier immer wieder den Input von Expertinnen und Experten und der Akkreditierungsagentur einholen können. Dazu kommt, dass man zwischen diesen Reakkreditierungsphasen auch Änderungsanträge stellt, wenn man beispielsweise einen bedeutenden Kooperationspartner neu hinzugewinnt oder einen Kooperationspartner wechselt. Die öffentlichen Universitäten unterliegen nicht diesen strengen Qualitätssicherungsprozessen. Da geht es eher um Auditierungen und Zertifizierungen, die aber eine wesentlich geringere Bedeutung haben, als es bei den Privatuniversitäten der Fall ist.
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