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„Health at a Glance“: Schlechte Note für Österreich

univ prof dr thomas szkeres
© Oreste Schaller

„Health at a Glance“: Schlechte Note für Österreich

univ prof dr thomas szkeres
© Oreste Schaller

Österreich ist nahezu Spitzenreiter, wenn es um Alkoholkonsum, Rauchen und ungesunde Ernährung geht. Das geht aus der jüngsten „Health at a Glance“-Studie hervor, die alle zwei Jahre europaweit Gesundheitsdaten erhebt und einem Vergleich unterzieht. Ärztekammerpräsident a. o. Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres meint: „Es gibt zu wenige Akzente für gesunde Lebensführung und Prävention.“| von Dr. Nedad Memić

Alkoholmissbrauch, schlechte Ernährung, Rauchen – Österreich nimmt hier die traurige Spitzenposition unter den europäischen Ländern ein. Die schlechte Note wurde im Rahmen der jüngsten zweijährigen „Health at a Glance“-Studie der OECD zur Situation im Gesundheitswesen in den EU-Ländern vergeben. Für Ärztekammerpräsident a. o. Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres sind die unerfreulichen Ergebnisse der Studie ein „besorgniserregendes Indiz“ dafür, dass die Gesundheitspolitik in Österreich auch weiterhin zu wenige Akzente hinsichtlich gesunder Lebensführung und Prävention setzt und diese zum Teil sogar konterkariert. In diesem Zusammenhang kritisiert Szekeres die Rücknahme des generellen Rauchverbots in der Gastronomie und fordert zugleich einen österreichweiten Schulterschluss aller Gesundheitsplayer, um Österreich zumindest an die Durchschnittswerte bei Rauchen und Alkohol innerhalb der EU heranzubringen.

Beim Tabakkonsum liegt Österreich deutlich über dem EU-Schnitt: In der EU rauchen durchschnittlich 20 Prozent der Bevölkerung, in Österreich sind es jedoch 25 Prozent. Gleichzeitig hat Schweden die geringste Raucherquote mit 11 Prozent, die höchste Bulgarien mit 28 Prozent. Eine höhere Raucherquote als Österreich haben nur noch Griechenland mit 27 und Ungarn mit 26 Prozent. Rückgänge bei den Raucherinnen und Rauchern wurden in Dänemark, in Irland und in Deutschland registriert. Während Frauen EU-weit deutlich weniger als Männer rauchen, ist die Lücke hierzulande zwischen rauchenden Männern und Frauen eine der geringsten in der EU – 26 Prozent der Männer und 22 Prozent der Frauen greifen regelmäßig zur Zigarette. Einen deutlichen geschlechterspezifischen Abstand gibt es hingegen in Rumänien: Dort rauchen 33 Prozent der Männer und nur 8 Prozent der Frauen, in Portugal ist das Verhältnis 24 zu 10 Prozent. Die Wiener Ärztekammer hat kürzlich die Vor­sorgekampagne „Ganz Wien sorgt vor: Ich bin dabei!“ gestartet. Folder zu den Themen HIV/AIDS, Allergien, Augengesundheit, Bewegung/Ernährung, Demenz, Diabetes, Krebs, Psyche, Schmerz, Sonne, Sucht sowie Männer- und Frauen­gesundheit können kostenlos in der Presse­stelle per E-Mail unter pressestelle@aekwien.at bestellt sowie unter www.aekwien.at/vorsorge angesehen und heruntergeladen werden.

„Aschenbecher Europas“

Auch was das Rauchverhalten der Jugendlichen betrifft, sind die Daten immer noch nicht erfreulich, auch wenn im Vergleich zur vorigen Studie Fortschritte gemacht wurden. In Österreich rauchen 28 Prozent der 15- bis 16-Jährigen: Mehr Jugendliche rauchen mittlerweile in Italien, Bulgarien, Kroatien und der Slowakei. Die größte Raucherabstinenz herrscht hingegen in Schweden und Irland mit 13 Prozent sowie in Belgien mit 15 Prozent. Belgien und Irland waren unter den ersten EU-Ländern, die ein Rauchverbot in der Gastronomie einführten. „Hier wird wissentlich die Gesundheit der Österreicherinnen und Österreicher, und insbesondere der in der Gastronomie Tätigen, gefährdet“, kommentiert der Ärztekammerpräsident. „Unsere Position als Schlusslicht und Aschenbecher Europas wird damit für die nächsten Jahre einzementiert.“

Auch in Sachen Alkoholkonsum ist Österreich nach wie vor eines der Spitzenländer europaweit. 11,4 Liter Alkohol konsumieren die Österreicherinnen und Österreicher im Durchschnitt. Die geringsten Alkoholmengen werden hingegen in Griechenland mit 7,0 Liter und in Italien mit 7,1 Liter konsumiert.

Übergewicht als Problem

Eine genauso ernsthafte Auswirkung auf die Gesamtgesundheit der Österreicherinnen und Österreicher haben Übergewicht und Fettsucht. Daraus resultieren Diabetes, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Krebs­erkrankungen, insbesondere Darm- und Blutkrebs, warnt der Ärzte­kammerpräsident. Im EU-Durchschnitt sind 12 Prozent der Sieben- bis Achtjährigen übergewichtig. Mit 9 Prozent liegt Österreich gerade noch unter dem EU-Schnitt. Die Fettleibigkeit ist bei den Buben stärker ausgeprägt als bei den Mädchen: So sind 13 Prozent der Buben und 6,2 Prozent der Mädchen in Österreich fettsüchtig. 16 Prozent der Erwachsenen in der EU fühlen sich zu dick, im österreichischen Schnitt sind es 14 Prozent. Die gesündesten und am wenigsten übergewichtigen Menschen sind in Rumänien mit 9 Prozent und in Italien mit 10 Prozent zu finden. Die Studie „Health at a Glance“ kam außerdem zum Ergebnis, dass das Übergewicht im Zusammenhang mit Armut und dem Bildungsgrad steht. Bei den Jugendlichen liegt der Drogenkonsum hingegen im positiven oberen Drittel: Während 6 Prozent  der EU-Jugendlichen zwischen 15 und 16 Jahren illegale Drogen konsumiert haben, sind es in Österreich 5 Prozent.

„Die Ergebnisse der aktuellen „Health at a Glance“-Studie sind für uns ein Gebot der Stunde, sowohl mit den Betroffenen als auch mit der Politik alles dafür zu tun, um Erkrankungen zu lindern beziehungsweise erst gar nicht entstehen zu lassen“, stellt Szekeres fest. „In einer alternden Gesellschaft, in der bald 60 Prozent der Beschäftigten über 40 Jahre alt sind, sind die Themen Prävention und Gesundheitsförderung so wichtig wie noch nie. Wir alle verfolgen hier das Interesse, den Menschen ein noch größeres Bewusstsein für sich selbst und damit auch für ihre eigene Gesundheit zu vermitteln“, kommentiert Szekeres. Für ihn stellt die Eigeninitiative daher die beste Prävention dar: „Wenn die Menschen  lernen, bestimmte Dinge wie Alkohol und Nikotin aus ihrem Leben auszuklammern, andere wiederum wie tägliche Bewegung und richtige Ernährung konsequent und richtig in den Alltag zu integrieren, dann könnten viele Beschwerden und Erkrankungen schon im Keim erstickt werden“, sagt der Ärztekammerpräsident.

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