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Architekturwettbewerb: Visionen verwirklichen im Zeichen der Zeit

StR Peter Hacker - PK Klinik Ottakring
© STADT WIEN/BOHMANN

Architekturwettbewerb: Visionen verwirklichen im Zeichen der Zeit

StR Peter Hacker - PK Klinik Ottakring
© STADT WIEN/BOHMANN

Vor über 100 Jahren galten die 80 Pavillons des Spitals im Wiener Gemeindebezirk Ottakring als State-of-the-Art in der Architektur. Heute gilt es, sie als eine „Klinik der kurzen Wege“ mit modernen Zentralbauten, zeitgemäßer Infrastruktur und als attraktiven Arbeitsplatz neu zu denken.

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Mag. Beate Krapfenbauer

PERISKOP-Redakteurin

Mit dem einstimmigen Beschluss im Wiener Stadtrat setzte die Stadtentwicklungskommission im September einen wichtigen Meilenstein für die Erneuerung der Klinik Ottakring im 16. Wiener Gemeindebezirk. Somit ist es möglich, mit der konkreten Planung des Krankenhauskomplexes in Umsetzung zu gehen und den Zeitrahmen weiterhin einzuhalten. Und damit konnte auch der europaweite Architekturwettbewerb für die Neuplanung und Gestaltung des Spitalsgeländes gestartet werden.

Anforderungen an die Architektur

Architektur- und Planungsbüros aus dem EU-Raum sind von der Stadt Wien und dem Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV) eingeladen, ihre Visionen bzw. konkrete und umsetzbare Vorschläge einzureichen. Aus allen Einreichungen wird in mehreren Etappen bis Herbst 2024 von einer Jury das Siegerprojekt ausgewählt. Die Vorgaben für die neue Klinik Ottakring sind strikt, die Ziele hoch gesteckt. Was der Wiener Gesundheitsverbund und die Stadt Wien als Bauherren wollen und was die Klinik Ottakring zur optimalen Versorgungleistung braucht, um ein State-of-the-Art-Gesundheitsbetrieb zu sein, wurde als Rahmen im Zuge der Vorplanungen von der Bauleitung festgelegt. Das sind zum Beispiel baulich-technische Bedingungen oder die Art der medizinischen Einrichtungen. Planungsfreiraum bleibt beispielsweise für die Gestaltung der Grünfläche und der Nutzung der teils denkmalgeschützten Pavillons.

Aus dem teilweise mehr als 100 Jahre alten Spital soll eine „Klinik der kurzen Wege“ mit modernen Zentralbauten und komfortablen Ein- bis Zweibettzimmern werden. „Der Start des Architekturwettbewerbs für die Klinik Ottakring ist ein weiterer, wichtiger Meilenstein im Rahmen des größten Investitionsprogramms in der Geschichte der Wiener Gesundheitsversorgung“, erklärte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker bei der Pressekonferenz im September, die anlässlich der Beschlussfassung und dem gleichzeitigen Start für den Architekturwettbewerb stattfand.

Damit wir ab 2026 mit dem Bau beginnen können, startet jetzt der Architekturwettbewerb, basierend auf den Grundlagen der Stadtentwicklungskommission.

Versorgungssicherheit in den Bauphasen

„Alle Menschen in Wien können sich darauf verlassen, dass sie rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr in den Wiener Spitälern medizinisch versorgt werden. Damit das auch in Zukunft so bleibt, investieren wir in die Infrastruktur und machen sie fit für die Zukunft“, erklärte Hacker. Aber nicht nur die Patientinnen und Patienten profitieren von dem größten Modernisierungsprogramm in der Geschichte des Wiener Gesundheitsverbundes. Eine Klinik ist auch der Arbeitsplatz von vielen verschiedenen Berufsgruppen. Allein in der Klinik Ottakring arbeiten derzeit rund 3.000 Personen. „In einer modernen Umgebung mit zeitgemäßer Infrastruktur werden unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihr Potenzial voll entfalten können“, ist die Pflegedirektorin der Klinik Ottakring, Bianka Langmaier überzeugt. Die Modernisierung wird somit auch einen wesentlichen Beitrag leisten, um den Pflegeberuf auf lange Sicht attraktiv zu machen. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kliniken des Gesundheitsverbundes entstehen attraktive Arbeitsplätze. Und durch den klaren Fokus auf Natur- und Klimaschutz wird die Umgebung der Kliniken sowohl als Arbeitsplatz als auch insgesamt aufgewertet.

Damit die Modernisierung bei laufendem Betrieb stattfinden kann, ist eine ausgeklügelte Planung Voraussetzung. „Alle Patientinnen und Patienten, die in die Klinik Ottakring kommen, können sich darauf verlassen, dass sie trotz der Umbauarbeiten weiterhin auf gewohnt hohem Niveau medizinisch versorgt werden“, so der Gesundheitsstadtrat.

Patienten- und Personalorientierung

„Gesundheitsfördernde Architektur, mit viel natürlichem Licht in grüner Umgebung, Ressourcenschonung und Klimaschutz werden bei der Modernisierung ebenfalls eine zentrale Rolle spielen“, zeigt sich Stefan Gara, Gesundheits- und Klimasprecher der Neos, erfreut. Das gesamte Klinikareal punktet bis zum Ende der Erneuerung 2040 durch eine fußgänger- und radfahrfreundliche Oberflächengestaltung, viel Grünraum, eine attraktive Vorplatzgestaltung, umfassende Barrierefreiheit und eine optimierte Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel. Die Energieversorgung wird höchsten Anforderungen an Energieeffizienz auf Basis von erneuerbarer Energie entsprechen, ganz im Sinne des Klimaneutralitätszieles der Stadt Wien. „Damit dies gelingt, muss das Siegerprojekt die klinisch-medizinischen Anforderungen einer modernen Klinik mit Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsthemen verbinden. Nicht zuletzt soll der Klinikneubau natürlich auch architektonisch-gestalterisch gelungen sein und sich harmonisch ins Stadtbild einfügen“, so Gara.

Wir können alle stolz darauf sein, dass es gelungen ist, von der Stadtentwicklungskommission diesen Beschluss einstimmig zu bekommen.

Zeit- und Baufeldplanung

Bis 2040 werden – bis auf die ohnedies neu errichtete Klinik Floridsdorf – alle Wiener Gemeindespitäler saniert, ausgebaut und auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Die Klinik Ottakring ist dabei das größte der Modernisierungsprojekte: Drei moderne Gebäude mit medizinisch-klinischen Funktionen und ein Verwaltungsgebäude sollen in Zukunft die zum Teil mehr als 100 Jahre alten Pavillons am Gelände ersetzen. Rund 1,4 Milliarden Euro werden dafür bis 2040 veranschlagt. „Damit wir ab 2026 mit dem Bau der neuen Klinik Ottakring beginnen können, startet jetzt der europaweite Architekturwettbewerb auf den Grundlagen, die von der Stadtentwicklungskommission für die Bebauung des Geländes getroffen wurden“, erklärte Herwig Wetzlinger, Generaldirektorinnen-Stellvertreter im Wiener Gesundheitsverbund. Der Architekturwettbewerb wird EU-weit offen und zweistufig sein. In der ersten Wettbewerbsstufe werden städtebauliche Konzepte gesucht. Nach einer Vorprüfung durch Expertinnen und Experten wählt eine Jury nach diesem ersten Schritt maximal zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus, die dann Detailkonzepte ausarbeiten. In der zweiten Stufe werden Gestaltungsideen, detaillierte Plandarstellungen von essenziellen Krankenhausfunktionen und technische Konzepte abgefragt. Das Siegerprojekt wird dann im Herbst 2024 vorgestellt.

Bereits jetzt beginnen auf dem Gelände der Klinik Ottakring erste Vorbereitungen für den Verwaltungsneubau, der ab 2024 im Bereich Flötzersteig entsteht. Für das Baufeld am Flötzersteig gibt es bereits einen Bebauungsplan, der Verwaltungsneubau ist somit nicht Teil des aktuellen Architekturwettbewerbs. Wenn die Verwaltungsmitarbeiterinnen und Verwaltungsmitarbeiter ab 2026 in ihre neuen Büros übersiedeln, kann am jetzigen Standort der Verwaltung mit dem Klinikneubau begonnen werden.

Spannende Entscheidungsphase

Im Frühling 2024 wählt die Jury aus allen Einreichungen zehn Projekte für die zweite Runde aus. Die Klinik Ottakring wird mit Sicherheit ein State-of-the-Art Krankenhauskomplex. Auch vor über 100 Jahren entsprachen die am Areal verstreuten 80 Pavillons dem Zeitgeist. Diesmal lautet das Credo, „ein modernes Krankenhaus der kurzen Wege“ zu bauen. Es wird ein Spitalsbau, der den vorhandenen Baumbestand, die Naturstruktur, umweltfreundliche Bauweise und den Klimaschutz berücksichtigt. Spannend wird es sein, ob die Einreichungen der Architekturbüros und Generalplaner auch auf die Anforderungen eines Spitals eingehen, die über die heutigen Anforderungen an Technik und nachhaltige Bauweise hinausgehen. Ein zukunftsfittes Krankenhaus ist eines, das nicht nur Betten und medizinische Einrichtungen beherbergt und Akut- und Notfallversorgung sowie chirurgische und konservative Therapieplätze beinhaltet. Ein Idealbild zeichnet sich auch aus dem Patientenpfad ab, der künftig zu gehen sein wird; bei dem sich die Wege von Präventivmedizin, Notfallmedizin, Telemedizin, Versorgungsmedizin, Rehabilitation, Pflege- und Palliativbereich treffen. Im Klinikareal werden die Patientinnen und Patienten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Besucherinnen und Besucher, Anrainerinnen und Anrainer aufeinandertreffen. Sprich: Das Spital der Zukunft wird ein Mittelpunkt und Schmelzpunkt für die Menschen. Es sollte also offen sein, flexibel und interaktiv auf ihre Bedürfnisse und vor allem auf die sich rasch weiterentwickelnden medizinischen Anforderungen, Digital-Health-Aspekte und den wachsenden Versorgungsbedarf zum Beispiel für chronisch Erkrankte eingehen. Um auf die gesundheitsrelevanten und auf städtische (Verkehrs-)Bereiche Bezug zu nehmen, wird es wichtig sein, die Architektur auch aus der Perspektiven von Gesundheitsexpertinnen und -experten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu entwickeln und die Grätzelbewohner in die Weiterentwicklung laufend miteinzubeziehen. Beatrix Rauscher, Gruppenleiterin in der Baudirektion der Stadt Wien lud daher im September zu einem ersten Informationsgespräch mit den Bewohnerinnen und Bewohnern von Ottakring und allen Interessentinnen und Interessenten in den Festsaal der Klinik. Das Bauvorhaben wurde vorgestellt, die vielfältigen Fragen beantwortet. Die Anrainerinnen und Anrainer zeigten große Anteilnahme für das Bauvorhaben „ihres Spitals“ und verfolgen die Baufortschritte mit Spannung.

Ich bin schon sehr neugierig auf das Siegerprojekt und freue mich auf die moderne, komfortable Klinik Ottakring.

Es wird spannend, insbesondere für die Ausschreiber, denn der offene Architekturwettbewerb wird zeigen, inwieweit sich die einreichenden Planungsbüros aus ganz Europa auf das herausfordernde Großprojekt einlassen. Und es wird spannend, wie weit die Jury bzw. die Expertenkommission visionäre Vorschläge der zukünftigen Klinik zur zweiten Runde zulässt. Eines ist gewiss: Bei einem sensiblen und komplexen Bauvorhaben wie diesem wird das Credo vor allem lauten „Design folgt Funktion“.

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