Priority Eine Initiative zum Seitenstettener PRAEVENIRE Manifest | Folge 5
Fortschritt nach 30 Jahren — Immuntherapie beim kleinzelligen Lungenkarzinom Eine bei der Welt-Lungenkrebs-Konferenz (WCLC) in Toronto präsentierte und im New England Journal of Medicine publizierte Studie mit österreichischer Beteiligung könnte für die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit SCLC eine Wende bedeuten.
Das ist beim kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC) in der medikamentösen Therapie im Stadium IV der erste Fortschritt seit 30 Jahren. Die Patientinnen und Patienten sind typischerweise schwere Raucher, die zunächst gut auf die Therapie ansprechen, aber recht schnell einen Rückfall erleiden. Sie haben im Laufe der Erkrankung oft schwere Symptome“, sagte Co-Autor und Wiener Lungenkarzinom-Spezialist OA Dr. Maximilian Hochmair (Otto-Wagner-Spital/KAV), Leiter des Arbeitskreises für Pneumologische Onkologie der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖPG), als die wissenschaftliche Untersuchung publiziert wurde.
Wie die Autoren im New England Journal über die Ausgangslage schrieben: „Die Standardbehandlung bei fortgeschrittenem kleinzelligem Lungenkrebs ist eine platinbasierte Chemotherapie (Carboplatin oder Cisplatin) plus Etoposide. Trotz Ansprechraten von 60 bis 65 Prozent (…) blieben die Resultate gering — mit einer medianen Lebenserwartung von etwa zehn Monaten.“
In die Phase-III-Studie IMpower133 wurden 403 Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener SCLC-Erkrankung aufgenommen. Das mediane Alter betrug 64 Jahre. Es handelte sich um eine randomisierte doppelt verblindete Untersuchung zur medikamentösen Erstlinientherapie. 201 Patientinnen und Patienten erhielten eine Induktionstherapie mit dem PD-L1-Checkpoint-Inhibitor Atezolizumab plus die Chemotherapeutika Carboplatin und Etoposide. Dann wurde mit Atezolizumab allein weiterbehandelt — bis zum Fortschreiten der Erkrankung oder zur Unwirksamkeit. In der Placebo-Gruppe erhielten die 203 aufgenommenen Erkrankten ausschließlich die Chemo-Induktionstherapie und ein Placebo statt des Immuntherapeutikums (bis zum Fortschreiten der Erkrankung oder zur Unwirksamkeit).
An der internationalen Untersuchung nahmen vier österreichische Zentren teil. Gleich bei mehreren Parametern gab es statistisch signifikante Unterschiede, die für eine deutlich bessere Wirksamkeit von Immun- plus Chemotherapie beim kleinzelligen Lungenkarzinom sprechen:
Nach einer medianen Beobachtungszeit von 13,9 Monaten lag die mediane Überlebenszeit bei 12,3 Monaten in der Atezolizumab-Gruppe versus 10,3 Monate in der Gruppe der Kranken mit ausschließlicher Chemotherapie (p = 0,007).
Etwas anders dargestellt: Nach zwölf Monaten lebten noch 51,7 Prozent der Betroffenen, die zusätzliche zur Chemotherapie auch den Checkpoint-Inhibitor erhalten hatten. In der Gruppe der Patientinnen und Patienten mit ausschließlicher Chemotherapie betrug dieser Anteil 38,2 Prozent (p = 0,0069).
Nach sechs Monaten wiesen noch 30,9 Prozent der Erkrankten unter zusätzlicher Immuntherapie keine Krankheitsprogression auf (Placebo-Gruppe: 22,4 Prozent). Nach zwölf Monaten lagen diese Anteile bei 12,6 5,4 Prozent.
„Das Hinzufügen von Atezolizumab zur Chemotherapie in der Erstlinientherapie des fortgeschrittenen kleinzelligen Lungenkarzinoms resultierte in einem signifikant längerem Gesamtüberleben und einem längeren progressionsfreien Intervall als mit Chemotherapie allein“, hieß es in der Zusammenfassung der Autoren im New England Journal of Medicine. „Erstmals gab es damit ein Überleben solcher Patientinnen und Patienten über ein Jahr hinaus. Diese zwei Monate Unterschied klingen nicht nach besonders viel. Aber erstmals machen wir bei dieser Erkrankung wirklich Fortschritte“, sagte Hochmair.
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