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Gesunde Zukunft | Folge 1

Die Häufung von RSV-Infektionen ist weltweit intensiv.
© Peter PROVAZNIK

Gesunde Zukunft | Folge 1

Die Häufung von RSV-Infektionen ist weltweit intensiv.
© Peter PROVAZNIK

Berufsbilder im neuen Design

Österreichs Pflegelandschaft braucht unbürokratische Lösungen, neue Blickwinkel — und mutige Querdenker. 

 

LR Dr. Juliane Bogner-Strauß, Landesrätin für Bildung, Gesellschaft, Gesundheit und Pflege

Eine junge Frau machte mich neulich nachdenklich: Sie fragte sich, ob sie der geeignete Typ wäre für eine Ausbildung im medizinisch-pflegerischen Umfeld. Ob sie aufgenommen werden würde. Ob sie es schaffen könnte. Auf welche Fragen sie gefasst sein müsste bei einem Aufnahmegespräch und ob sie von ihrer Persönlichkeit her überhaupt schon so weit sei, so eng mit Menschen zusammenzuarbeiten. Der Anforderungskatalog an zukünftige pflegende Kräfte ist jedenfalls umfangreich: Flexibel sollte man sein, stressresistent auch. Kommunikativ muss man sein und psychisch belastbar. Obendrein ist man im besten Falle auch noch ein Organisationstalent mit einem hohen Verantwortungsgefühl. Mit Nähe muss man gut umgehen können, mit Abgrenzung natürlich auch. Im Vergleich zu den Anforderungen an Berufe ganz anderer — Branchen, ein Kriterienkatalog, der es in sich hat. Unser Gesundheitssystem steht seit über einem Jahr vor immensen Herausforderungen. Pflegende Kräfte auf den Intensivstationen gehen an und über ihre Grenzen, das medizinische Personal arbeitet auf Hochtouren, oft bis zur Erschöpfung. Viele leisten derzeit Übermenschliches und sind dabei selbst nur Menschen mit ihren individuellen Bedürfnissen, mit ihren Kräften und Schwachstellen, mit ihrer Belastbarkeit und ihrer Überlastung.

Schon vor der Pandemie war uns klar, dass wir die Arbeitsbedingungen von Menschen im pflegerischen und medizinischen Berufsfeld verbessern müssen, wenn wir diese nachhaltig gesund (und glücklich) in ihrem Beruf halten wollen. Während der Pandemie haben wir festgestellt, dass wir mit Sofortmaßnahmen die Notbremse ziehen müssen. Heute muss es uns gelingen, neue Rahmenbedingungen und attraktivere Berufsbilder für eine gesunde Zukunft zu gestalten.

Junge Menschen, die sich heute für eine medizinische oder pflegerische Ausbildung entscheiden, verdienen die besten Berufsaussichten — und mehr Anerkennung. Wenn ich schon in jungen Jahren mit körperlich und emotional zu belastender Arbeit konfrontiert bin oder mich mit einem Bandscheibenvorfall nicht mehr rühren kann, dann sind das keine verlockenden Aussichten. Wir müssen das Thema Krankheit und Pflege wieder in die Mitte unserer Gesellschaft holen und sie aufwerten. Es liegt an uns, die erforderlichen Settings zu entwerfen, die Menschen in Gesundheitsberufen verdient haben.

Auch pflegende Angehörige brauchen mehr denn je unsere Unterstützung. Mit der Pflege-Hotline des Landes Steiermark, die kostenlos unter 0800 500 176 erreichbar ist, wollen wir unbürokratisch und schnell helfen. Diese Anlaufstelle fokussiert sich gezielt auf die Herausforderungen der Angehörigen und Pflegebedürftigen: Gerade durch die Coronapandemie kommt es bei vielen Familien zu akuten Engpässen. Wir lassen die Menschen in dieser Zeit mit ihren Sorgen um eine gesicherte Pflege nicht allein. Sollten pflegende Kräfte ausfallen, wird bei der Organisation von Ersatzkräften und Ersatzleistungen bestmögliche Unterstützung angeboten.

Doch zurück zu der jungen Frau und den Gedanken, die ich ihr mitgeben möchte: Schieb den Anforderungskatalog ruhig mal zur Seite. Denk dir die Welt neu und trau dich. Du darfst Fehler machen und auch mal überfordert sein. Du darfst deiner Intuition trauen und dich weiterentwickeln.

Du wirst es großartig machen, viele Herzen bereichern und Menschen begleiten, die es lieben werden, dich an ihrer Seite zu spüren. 

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