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„Alles gurgelt“ – Learnings aus einer Erfolgsgeschichte

Miriam Reiter, Stefan Joham

„Alles gurgelt“ – Learnings aus einer Erfolgsgeschichte

Miriam Reiter, Stefan Joham

Durch das Projekt „Alles gurgelt“ und der damit einhergehenden leistungsstarken PCR-Testinfrastruktur ist Wien in kürzester Zeit zum internationalen Vorbild geworden. Angela Hengsberger, BSc., Prokuristin – LEAD Horizon, und Rainer Sturma, Chief Operating Officer – Lifebrain, gaben im Zuge der 7. PRAEVENIRE Gesundheitstage im Stift Seitenstetten Einblick in das Erfolgsprojekt - mitsamt seiner Schwerpunkte, Herausforderungen und Learnings. | von Lisa Türk, BA

Gesundheit, Innovation und Digital Health – auf Basis dieser drei Säulen ist dem Unternehmen LEAD Horizon in Kooperation mit der Lifebrain Laborgruppe im Rahmen des Projekts „Alles gurgelt“ innerhalb von nur zwei Jahren der Weg vom Pilotprojekt bzw. Start-up zu einem der bekanntesten Medizinprodukte-Hersteller Österreichs gelungen. Projektpartner sind Stadt Wien, Wirtschaftskammer Wien, REWE Group und Österreichische Post. „Wir haben LEAD Horizon Anfang 2020 als Spin-off des Beratungsunternehmens LEAD Innovation gegründet. Der Grundgedanke war, österreichische Unternehmen und generell die Wirtschaft während der Coronakrise bestmöglich zu unterstützen“, blickte Angela Hengsberger zurück. Mittlerweile sind die „Alles gurgelt“-Testkits in insgesamt 13 Ländern erhältlich; im Jänner 2022 lag alleine in Österreich die Anzahl der Personen, die das PCR-Testangebot mindestens einmal pro Woche nutzten, bei einer Million.

März 2020 - die Ausgangslage

Nach eingehender Analyse des Status quo zu Beginn der Pandemie knüpfte LEAD Horizon an die folgenden Spannungsfelder bzw. Brennpunktbereiche an: Personalknappheit im medizinischen Bereich, schmerzhafte Nasen-Rachen-Abstriche, Materialknappheit am Weltmarkt und Unkontrollierbarkeit der Infektionsketten. Basierend auf wissenschaftlicher Evidenz kam die österreichische Regierung rasch zu der Erkenntnis, dass regelmäßiges Testen die Strategie aus der Pandemie sei. „Die Testkapazitäten lagen damals allerdings bei gerade einmal 2.300 Tests pro Tag.

Qualität, Verlässlichkeit, Effizienz, Geschwindigkeit und Agilität sind seit Pandemiebeginn unsere Glaubsenssätze und zugleich Erfolgsfaktoren.

Es war unser Ziel, ein niederschwelliges und kostenfreies Testangebot für die Menschen zu etablieren. Dabei haben wir die in der Virologie altbekannte Methode des Gurgelns um die digitale Komponente erweitert“, so Hengsberger.

User im Mittelpunkt

Ursprünglich aus dem Themenbereich der Innovation stammend, setzte LEAD Horizon von Beginn an auf digitale Lösungen, deren Weiterentwicklung und – allem voran – auf User-Freundlichkeit. „Das Zentrum einer Innovation basiert immer auf deren Markterfolg und somit Nutzen. Das Gesetz des Innovationsmanagements besagt, dass immer die Anwenderin, der Anwender im Mittelpunkt des Tuns steht“, so Hengsberger. Regelmäßige Updates der „Alles gurgelt“-Web-App, stetige Optimierungen und ein intuitives User-Design stehen daher im Fokus aller Überlegungen. Es geht dabei darum, einerseits der Anwenderin, dem Anwender den Prozess auf einfachste Weise näherzubringen und andererseits die notwendigen Daten zu erfassen, ans Labor zu übermitteln und Ergebnisse inkl. gültigem EU Digital Green Pass Certificate letztlich in Echtzeit wieder an den User zurückzusenden. „Wir verfügen über modernste Schnittstellen. Anwenderinnen und Anwender kommunizieren via Web-App, die auf jedem elektronischen Gerät abrufbar ist, direkt mit dem Labor, wodurch es zu einer massiven Schonung von personellen und zeitlichen Ressourcen kommt“, betonte Hengsberger.

Im Innovationsmanagement ist immer der Nutzen für Anwenderinnen und Anwender entscheidend für den Markterfolg.

Höchste Effizienz auf Laborseite

Die Herausforderungen, die Probenmengen rasch und sicher auszuwerten sowie zu administrieren, lag bei den Labors. Innerhalb nur weniger Wochen hat Lifebrain – Marktführer in Italien bei klinisch-diagnostischen Laboren mit über 300 Standorten – in Wien ein auf COVID-19 Diagnostik spezialisiertes Labor aufgebaut und seitdem kontinuierlich erweitert. „Im Zuge jedes einzelnen Prozessschritts setzte Lifebrain auf Flexibilität und Effizienz. In der Hochphase der Omikron-Welle haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Labors eine Maximalkapazität für die Auswertung und stets pünktliche Zustellung der Resultate für 800.000 Proben pro Tag gewährleistet“, hob Rainer Sturma, Lifebrain, hervor. Um Infektionsketten zu unterbrechen, gesundheitssystemische Einsparungen und Entlastungen zu erreichen und am Ende des Tages schwere Verläufe bzw. Todesfälle zu verhindern, brauche es vor allem ein leistungsstarkes und qualitativ hochwertiges Labor. „‘Thinking outside the box‘, Qualität, Verlässlichkeit, Geschwindigkeit und Agilität sind unsere Glaubenssätze – nicht nur seitens Lifebrain sondern aller an „Alles gurgelt!“ beteiligten Partner“, so Sturma.

Learnings und Zukunftsperspektiven

Der Erfolg von „Alles gurgelt!“ und zugleich die Learnings für künftige andere Projekte beruhen, so Sturma, vor allem auf einer hohen Skalierbarkeit des gesamten Systems. „Vor dem Marktstart von Lifebrain in Österreich lagen die Kosten pro PCR-Test bei 150 Euro, mittlerweile liegen sie für die öffentliche Hand dank effizienter Vorgehensweisen bei deutlich unter 5 Euro.“
Ausschlaggebend seien kurze Feedback-Schleifen und eine enge Zusammenarbeit der Projektpartner. „Wenn man ein Projekt dieser Größe ins Leben ruft, müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Es braucht regelmäßige Evaluierungen, es braucht Standardisierung und evidenzbasierte Kapazitätsberechnungen. Auch Offenheit, Transparenz und eine klare Kommunikation mit der Bevölkerung sind wesentliche Erfolgsfaktoren. Natürlich kann einmal etwas schiefgehen. Wichtig ist, dass Optimierungen rasch erfolgen und es einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess gibt.“ Die positiven Gesamt- und vor allem volkwirtschaftlichen Ergebnisse des Projektes belegte kürzlich auch eine Studie im Auftrag der Wirtschaftskammer Wien, nach welcher das Investment geringer als der volkswirtschaftliche Gewinn ausfiel.
Von allen PCR-Tests in Österreich wurden 70 Prozent in Wien durchgeführt – bei einem Anteil der Kosten für PCR-Tests von 20 Prozent. „Durch die extreme Skalierung, Optimierung und Effizienzsteigerung ist es gelungen, die anfänglichen Ziele der Sparsamkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit des gesamten Testsystems zu erreichen“, resümierte Sturma. „Alles gurgelt“ entstand innerhalb von kürzester Zeit und hat wesentliche Learnings in puncto Projektumsetzung mit sich gebracht. „Stetige Weiterentwicklung, höchste Kosteneffizienz und die Integration smarter, zukunftsweisender digitaler Lösungen bilden die Basis – auch für künftige Projekte im Rahmen unterschiedlichster Volkskrankheiten, auf die wir uns nun spezialisieren werden“, wie Hengsberger abschließend Bilanz zog und zugleich in Ausblick stellte.

Mehr Informationen finden Sie auf den Unternehmenswebsites von Lead Horizon und Lifebrain

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