Neben der Gewinnerin ilvi qualifizierten sich beim 5. PRAEVENIRE Digital Health Symposion noch vier weitere Unternehmen für das Finale und präsentierten ihre innovativen, digitalen Produktlösungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Rainald Edel, MBA
Periskop-Redakteur
Instruclick: OP-Logistik neu gedacht
Die Materialversorgung für OPs ist ein großes, oft nicht beachtetes Problem im Spitalsablauf. Geprägt von einer Vielzahl manueller Prozesse, Lagersichtungen, Bestellungen und dem Her- und Wegräumen von Material braucht es eine erhebliche Anzahl an fachlich hochqualifizierten Personen, die sich um diesen Bereich kümmern. Hinzu kommt, dass es durch Überlastung leicht zu Fehlbestellungen kommt, die erst recht personalintensiv per Telefon wieder korrigiert werden müssen, schildert Lukas Schober, Gründer der in Wien ansässigen Plattform Instruklick. All das führt dazu, dass OP-Termine abgesagt werden müssen, was einer intensiveren Nutzung der OP-Kapazitäten entgegensteht.
Mit Instruclick wurde über die letzten drei Jahre gemeinsam mit 21 Krankenhäusern, elf Industrieunternehmen und vier Aufbereitungsunternehmen eine digitale Lösung für den Ausleihprozess chirurgischer Instrumente und zur Optimierung des Lagerbestands bei gleichzeitiger Zeitersparnis und Minimierung des manuellen Arbeitsaufwands geschaffen. Das System liest automatisch OP-Pläne aus, ermittelt das benötigte Material und die relevanten Instrumente und organisiert deren zeitgerechte Anlieferung. Nach dem Eingriff wird das nicht mehr benötigte Material wieder abgeholt und gleich der Wiederaufbereitung zugeführt.
Mindahead: Fit im Kopf
Die Fallzahlen bei demenziellen Erkrankungen werden sich in den nächsten Jahren verdoppeln, warnt Manuel Kraus, CPO und Co-Founder der Mindahead UG aus Berlin. Heilen lassen sich zu diesem Formenkreis gehörende Erkrankungen meist nicht. Allerdings gibt es einige Maßnahmen, die Betroffene setzen können, um den Verlauf hinauszuzögern. Genau hier setzt die digitale Plattform zur Früherkennung von Demenz und zur Behandlung von Frühstadien der Demenz von Mindahead an. Denn die einzige mögliche Maßnahme ist eine Änderung des Lebensstils, und zwar in den Bereichen, die wichtig sind: Kognitiv, sozial und körperlich aktiv zu sein. „Dafür haben wir eine Therapieform adaptiert, die eigentlich für Depression entwickelt worden ist – das nennt sich Verhaltensaktivierung“, so Kraus. Das ist eine von zwei Therapiemöglichkeiten, zu der es überhaupt Evidenz gibt, dass sie Demenz aufhalten oder zumindest das Risiko um rund 40 Prozent senken kann. Das ist die Basis, auf der wir unser Produkt entwickeln. Das Geschäftsmodell dahinter – in Österreich noch nicht so verbreitet: Die DIGa, eine App, die der Arzt verschreiben kann und die Krankenkasse erstattet. Ein gutes Beispiel, wie digitale Gesundheitsanbieter eine Lücke im Markt füllen können.
XR Console: Virtuelles Training
Gerade für Personen, die in risikoreichen, komplexen Berufen im Gesundheitsbereich, produzierenden Unternehmen, in der Industrie oder als Einsatzkräfte tätig sind, ist Training unerlässlich. Hier müssen jeder Handgriff sitzen und der Überblick gewahrt bleiben. „Wir bauen digitale Trainingsmöglichkeiten in Extended Reality. Eine VR-Brille reicht, um beispielsweise den OP oder die Industrieanlage im heimischen Wohnzimmer entstehen zu lassen. So wird teure Infrastruktur nicht für Trainingszwecke blockiert. Zum anderen kann man so Situationen trainieren, die sonst aufgrund der Gefährdungslage für andere oder sich selbst nicht trainierbar wären“, erklärt Sebastian Egger-Lampl, Research Specialist von XR Console. Mit der MED1stMR-Trainingslösung werden medizinische Ersthelfer in Mixed-Reality (MR)-Umgebungen geschult, um ihr Situationsbewusstsein, ihre Widerstandsfähigkeit und ihr effektives Verhalten bei medizinischen Notfällen in hochkomplexen und unvorhersehbaren Situationen zu verbessern. Durch die Möglichkeit, Fehler zu machen und daraus zu lernen sowie die immer wieder leicht veränderte Situation pro Trainingsdurchgang, erwirbt man bei dieser Form des Trainings schnell aktive Handlungskompetenz.
Treetop Medical: Leitlinien aus der Cloud
Das medizinische Wissen, das Ärztinnen und Ärzte am Patientenbett brauchen, hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Es ist deutlich komplexer und dynamischer als noch vor wenigen Jahren. „Daher sind Word und PDF nicht mehr die geeigneten Formate, um dieses Wissen zu transportieren. Wir haben deshalb ein cloudbasiertes digitales Umfeld gebaut, in das alle Stakeholder – von Fachgesellschaften, über Kompetenzzentren bis zu Tumorboards – einen durchgängigen Informationsfluss haben“, schildert Dr. Michael Roiss Founder & CEO, der Schweizer Treetop Medical. Die innovative Architektur ermöglicht einen plattformunabhängigen Zugriff ohne Implementierungsaufwand. Dokumente wie Aufklärungsbögen und Anforderungsformulare werden zentral in der Anwendung verwaltet und gezielt an relevanten Stellen der Leitlinien hinterlegt. Auch die Erstellung und Aktualisierung von Leitlinien ist einfach. Mit wenigen Klicks können beispielsweise Diagnosepläne und Flowcharts aktualisiert werden und stehen in Echtzeit allen Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung. So können Wissen und Evidenz rasch von den klinischen Studien und der Fachgesellschaft ans Patientenbett gelangen und das in einem zukunftsfähigen digitalen Format. Das System ist bereits bei zwei Schweizer Kliniken bereits im Einsatz.
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