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Interdisziplinärer Austausch durch die Future Operations Plattform

© Viennamotion AG

Interdisziplinärer Austausch durch die Future Operations Plattform

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Die Coronapandemie hat die Gesellschaft als Ganzes sowie ihre Subsysteme – Politik, Wissenschaft, Wirtschaft uvm. – vor enorme Herausforderungen gestellt. Diese führten nicht zuletzt zu Spannungsverhältnissen zwischen diesen Bereichen. Mithilfe der im Rahmen der COVID-19-Krise gegründeten Future Operations Plattform wurde eine Brücke zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und politischer Umsetzung geschlagen, wie GenMjr. Mag. Thomas Starlinger bei den 7. PRAEVENIRE Gesundheitstagen in Seitenstetten ausführte.

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Carola Bachbauer, BA, MSc

Periskop-Redakteurin

Seit Ausbruch der Coronapandemie zeigt sich eine deutliche Kluft in der Kommunikation zwischen wissenschaftlicher Expertise und politischer Realität. Die Folge war ein erratischer Kurs, bei dem sich Erlässe, deren Aufhebung und Statements von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern schnell abwechselten – der ideale Nährboden für Verunsicherung und Mythenbildung in der Bevölkerung. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurde die Future Operations Plattform (FOP) gegründet. „Dabei handelt es sich um eine informelle und politisch unabhängige Plattform für den interdisziplinären Austausch zwischen Expertinnen und Experten der Wissenschaft sowie der öffentlichen Hand“, berichtete Thomas Starlinger, Moderator und Beitragender des COVID-19 Future Operations Clearing Board. Mit dieser Plattform möchte die österreichische Wissenschaftsgemeinschaft einen Beitrag zur Verbesserung der Entscheidungsfindung im Rahmen der Krisenvorsorge und Krisenbewältigung sowie gesamtstaatlichen Resilienz leisten. Zusätzlich möchte sie mithilfe ihrer Arbeit ihre Kompetenz der öffentlichen Hand für ein besseres Verständnis der aktuellen
Situation und ihrer möglichen Entwicklungen sowie den damit verbundenen Implikationen
zur Verfügung stellen. Die Struktur der Plattform ist auf einem Clearing Board, verschiedenen Arbeitsgruppen sowie einem Projektbüro aufgebaut. Während in den Arbeitsgruppen, ein vertiefter inhaltlicher Austausch stattfindet, werden im Clearing Board die verschiedenen
Themen zusammengetragen und erörtert. Beteiligt sind unter anderem Institutionen aus den
Bereichen Volkswirtschaft, Simulation, Data Science, Gesundheitswesen, Sozialwissenschaften, Psychologie, Geopolitik und Logistik.

Expertenplattform für den wissenschaftlichen Diskurs

Insbesondere beschäftigt sich die Arbeit der FOP mit der Analyse und Validierung der
vorhandenen Daten sowie dem Bau von darauf basierenden prädiktiven Modellen. Zusätzlich
führen die FOP-Mitglieder interdisziplinäre Expertendiskussionen durch und erstellen
Expertenpapiere. „In den vergangenen Jahren sind eine Reihe von Expert Opinions entstanden. Diese wurden von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern aus unterschiedlichen
Disziplinen als Informationsquelle für die politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger
zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie verfasst“, berichtet der Experte. Die Papiere verfolgen das Ziel, jene Themenkreise der Coronapandemie zu ermitteln, in denen künftig weitere evidenzbasierte Aktivitäten gesetzt werden sollten, primär im Sinne des Schließens vorhandener Wissenslücken und versuchen – sofern möglich – Antworten abzuleiten, wie diese adressiert werden können. „Die Unterlagen richten sich vor allem an österreichische Poltikgestalterinnen und -gestalter, aber auch die allgemeine Öffentlichkeit wird mit den Expert Opinions angesprochen“, erklärte Starlinger. Als erfolgreiche Beispiele, bei denen die FOP bisher ihren Beitrag leisten konnte, führte der Keynote Speaker das Projekt „Alles gurgelt“ sowie den Variantenmanagementplan der Bundesregierung an. Zusätzlich hob er das Expertenpapier „Appell der Wissenschaft“, welches unter anderem eines der Argumente für die Gründung der Kommission zur gesamtstaatlichen COVID-Krisenkoordination (GECKO) war, hervor. 

Es ist wichtig, dass jetzt auch der Bogen zum Gesundheitsministerium geschlagen ist und gemeinsam die Ziele zur bestmöglichen Versorgung der Bevölkerung weiter entwickelt werden.

Coronakrise als Gelegenheit

In Laufe des Vortrages ging Starlinger auf die Lessons und Learnings während der Coronakrise ein. Hierbei wies er auf das angespannte Verhältnis zwischen der Politik und der Wissenschaft hin. Laut dem Vortragenden war ein Grund für die schlechte Stimmung, dass zwischen den Welten Politik und Wissenschaft zwei unterschiedliche Geschwindigkeiten bestehen. In der Politik müssen Fragen schnell beantwortet und auf Ereignisse unmittelbar reagiert werden. Das bedeutet, dass rasch allgemeingültige, verständlich aufbereitete Forschungsergebnisse benötigt werden, um Entscheidungen begründen zu können. Die Forschung geht hingegen an Fragestellungen ganz anders heran. Das Generieren von Wissen benötigt Zeit sowie einen Austausch zwischen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern. „Diese zwei Geschwindigkeiten zusammenzubringen war eine Herausforderung. Die Expertinnen und Experten der Wissenschaft mussten erst lernen, dass die Politik anders funktioniert als das Schreiben eines Forschungspapiers. Umgekehrt mussten die politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger erkennen, wissenschaftliche Erkenntnisse nicht ad hoc zu verwenden, um eine politisch vorgefertigte Entscheidung zu bekräftigen“, sagte Starlinger. Eine weitere Erkenntnis, die durch die COVID19-Pandemie gewonnen werden konnte, war, dass man sich auf Krisen besser vorbereiten muss – nicht nur im Gesundheitsbereich, sondern auch bei anderen Katastrophen wie Blackouts oder großflächigen Cyber Angriffen. Dem Keynote Speaker zufolge sei seitens der Politik aufgrund der Erkenntnisse aus der Coronakrise nun Akzeptanz und Bereitschaft
da, in ein effektives Krisenmanagement zu investieren. Als letzten Punkt sprach Starlinger
das Problem an, dass vor allem zu Beginn der Pandemie Wissenschafterinnen und Wissenschafter persönliche Meinungen zum Thema COVID-19 abgaben, die völlig konträr zu
den auf Basis gesicherter wissenschaftlicher Evidenz abgegebenen Empfehlungen waren.
Dies führte – verständlicherweise – zu Verunsicherungen nicht nur auf Seite der Politik,
sondern auch der Bevölkerung. Jedoch ist sich Starlinger sicher, dass die laufenden Entwicklungen zeigen, dass sowohl die Politik als auch die Wissenschaft die Lessons in Learnings umgewandelt haben und aus ihren Fehlern gelernt haben. 

Conclusio

Am Ende seines Vortrags fasste Starlinger zusammen: „Eine effektive Krisenbewältigung kann nur durch eine vorausschauende, gesamtstaatliche sowie evidenzbasierte und vor allem gemeinsam von allen Stakeholdern mitgetragene Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen gewährleistet werden.“

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