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Lead Horizon: Pandemie als erster Streich

Angela Hengsberger
© Miriam Reiter

Lead Horizon: Pandemie als erster Streich

Angela Hengsberger
© Miriam Reiter

Lead Horizon hat seit Jänner 2021 mit den PCR-Tests auf SARS-COV-2-Infektionen im Rahmen des „Alles gurgelt“-Programms in Wien für Schlagzeilen gesorgt. Zentraler Bestandteil ist die digitale Abwicklung. Doch die COVID-19-Pandemie soll nur der erste Streich sein. man arbeitet bereits an PCR- und anderen Tests im Bereich verschiedener Volkskrankheiten, erklärte jetzt Angela Hengsberger, BSc, Prokuristin des Unternehmens. | von Wolfgang Wagner

Die kurze Vorgeschichte: „Wir sind ein österreichisches Unternehmen, das Anfang 2020 als Spin-off des erfolgreichen Beratungsunternehmens LEAD Innovation gegründet wurde. Wir haben das innovative und zum Patent angemeldete Selbst-Test-Set zur Ermittlung von COVID-19 entwickelt, das mit dem Screening-Programm ‚Alles gurgelt!‘ innerhalb kürzester Zeit Österreich erobert hat. Unsere Produkte und Expertise konnten wir aber auch schon in zahlreiche Länder weltweit exportieren“, so die Selbstdarstellung des ursprünglich vom Wiener Virologen Dr. Christoph Steininger und seinem Partner Michael Putz gegründeten Unternehmens.

„Ich bin schon seit 2020 dabei. Gestartet haben wir im Jahr 2020 mit einem Produkt, das für den Endkonsumenten bestimmt war und in mehr als 500 BIPA-Filialen in ganz Österreich zu kaufen war. Relativ schnell ist dann die öffentliche Hand darauf aufmerksam geworden; wir haben damit begonnen, die gesamte österreichische Exekutive zu testen. Schließlich wurden wir zum Projektteam von ‚Alles gurgelt!‘ eingeladen. Dort wurde dann der große Meilenstein gesetzt. Man teilte uns mit, man könne sich vorstellen, dieses Produkt in einer Stadt wie Wien flächendeckend zur Verfügung zu stellen. Seit Jänner 2021 ist das nun für die breite Masse der Bevölkerung in Wien auch der Fall“, erzählte Angela Hengsberger. Das alles lief — wie man in der breitesten Öffentlichkeit der Bundeshauptstadt anerkennt — ausgesprochen erfolgreich ab. Die Managerin: „Wir haben sicherlich das Ziel erreicht, der Stadt Wien zu helfen, die Pandemie besser in den Griff zu bekommen. Gleichzeitig wurden die medizinischen Ressourcen definitiv geschont. Für den Gurgeltest braucht man keine Ärztin, keinen Arzt, die oder der bei einem Abstrich unterstützt. Wir haben mit einer digitalen Lösung den Mehrwert geschaffen, dass Daten in Echtzeit vom end user ins Labor gelangen und auch wieder umgekehrt zurückkommen, sobald das Ergebnis vorhanden ist.“ Das System: flächendeckend und sehr gut funktionierend, wie allseits betont wird.

Freilich, ganz einfach war die Sache nicht. Zwar steht das von LEAD Horizon entwickelte und zum Patent angemeldete Selbst-Test-Set zur Untersuchung auf eine COVID-19-Infektion seit Ende März 2021 nicht nur Wienerinnen und Wienern, sondern auch Menschen in anderen Ländern zur Verfügung, der Weg bis dorthin war allerdings aufwendig. Hengsberger: „Jede und jeder, die oder der im Digitalbereich tätig ist, weiß, dass der Datenschutz das größte Damoklesschwert ist, das über allem schwebt. Wir haben den Datenschutz von Anfang an mit eingebunden. Das kann eine Hürde sein, wenn man nicht gut vorbereitet ist. Wir haben es geschafft, Datenschutzthemen so zu lösen, dass vor allem die Interessen des Users geschützt sind und gleichzeitig ein Testschema wie in Wien möglich ist.“

Jüngste „Gurglerin“: 2,5 Jahre alt

Erfolgreich war man mit diesem Ansatz nicht nur in Österreich. Auch in Deutschland wurde diese Hürde genommen. „Dort ist der Datenschutz mindestens genauso heikel wie in Österreich. Er ist sicher die größte Herausforderung im digitalen Gesundheitsmarkt. Auf der anderen Seite muss man es auch schaffen, ein Produkt zu entwickeln, das überhaupt für den Markt geeignet ist. Wir sprechen hier von einer Innovation — diese definiert sich durch Invention (Erfindung) und Markterfolg. Ich kann die beste Idee haben, wird sie nicht vom Markt angenommen, wird sie es auch nicht bis zu einer Innovation schaffen“, erklärte die Managerin.

Das überragende Ziel: Ein System zu schaffen, das es einer möglichst breiten Personengruppe erlaubt, an dem Testprogramm von „Alles gurgelt!“ einfachst teilzunehmen. „Die jüngste Gurglerin war zweieinhalb, die älteste 98 Jahre alt“, sagte Hengsberger. Die Spanne sei eben sehr, sehr breit. Deshalb gebe es „Alles gurgelt!“ auch in den Kindergärten und Volksschulen. Entscheidend: ein System, das möglichst intuitiv handhabbar ist und somit zum Erfolg führt. Das gehe soweit, dass sich User gegenseitig „matchen“ würden, den COVID-19-Test möglichst schnell durchzuführen. „Die Lösung bringt zudem mit sich, dass Infektionsketten unterbrochen werden.“

Für die Benutzerin, den Benutzer der Selbst-Test-Kits ist das „blaue Packerl“ der entscheidende Punkt. Doch dahinter verbirgt sich viel an Leistung und Organisation. „Das blaue Packerl ist nicht die Innovation. Sondern das, was man herzeigen kann. Der Mehrwert steckt in der digitalen Komponente. Das ist auch der Teil, in den wir unsere meiste Arbeit stecken. Seitdem es das System gibt, es war der 3. Juli 2020, als es live ging, haben wir zweimal wöchentlich neue ‚Releases‘. Diese werden nicht immer von Benutzerinnen und Benutzern bemerkt. Es erfolgt eine ständige Weiterentwicklung“, sagte die Managerin. „Unsere digitale Plattform steht hinter dem größten Testprogramm Österreichs und sie muss auch auf Lastspitzen vorbereitet sein, zum Beispiel auf die Schultestungen. Wir haben Expertinnen, Experten, die wir in die Weiterentwicklung des Systems einbinden. Wir haben eine Zuverlässigkeit von 99,2 Prozent. In unserer Vision ist das physische Produkt das kleinste, hat aber natürlich auch seinen Stellenwert.“ Ausfallsicherheit wird groß geschrieben. So werden zum Beispiel keine Komponenten aus Ländern wie China verwendet. Ein Großteil komme aus Deutschland und Österreich.

Es ist definitiv unser Ziel, dass wir uns in der Zukunft in der Prävention von Volkskrankheiten engagieren.

PCR — in Österreichs Öffentlichkeit erst jetzt bekannt

Dabei hat „Alles gurgelt!“ mit LEAD Horizon es eindeutig geschafft, das Verfahren der Polymerase-Kettenreaktion (Polymerase Chain Reaction — PCR) für Millionen Österreicherinnen, Österreicher und die Benutzerinnen und Benutzer anderswo zu einem Begriff zu machen. Bereits 1983 hat der US-Biochemiker Kary Mullis dieses Verfahren entwickelt. Zehn Jahre später erhielt er dafür den Nobelpreis. Doch die breite Öffentlichkeit wusste über diese Labormethode kaum Bescheid.

Die Managerin: „Der PCR-Test hatte vor der Pandemie keinen derart großen Bekanntheitsgrad wie heute. Die Pandemie hat dessen Bekanntheit und Bedeutung sicher gesteigert. Die Menschen verlassen sich darauf, dass sie ein Ergebnis bekommen, das dem Goldstandard entspricht. Wir wissen, dass die PCR-Tests wesentlich verlässlicher sind als die Antigen-Tests. Darauf verlassen sich auch die Menschen.“ So könnte es durchaus sein, dass man in Zukunft nicht mehr in ein Flugzeug ohne vorherige Testung mit negativem Ergebnis steigen werde können. Die Etablierung von „Alles gurgelt!“ mit dem PCR-Selbst-Test-Kit in Österreich ist jedenfalls ein unerhörter Erfolg. „Deutschland beneidet uns. In ganz Deutschland werden nicht so viele PCR-Tests durchgeführt wie in Wien allein“, erklärte die Managerin.

Neue Anwendungsgebiete

Mit dem Nachlassen der Omikron-Welle ergibt sich teils eine neue Situation. Immer stärkere Lockerungen der Basismaßnahmen zur Verhinderung der Verbreitung von COVID-19 lassen die Bevölkerung den Schritt zurück von der Pandemie hin zum normalen Leben erkennen. LEAD Horizon ist laut Angela Hengsberger längst dabei, sich auf geänderte bzw. sich ständig ändernde Rahmenbedingungen einzustellen. „Im ‚pandemischen Bereich‘ werden wir uns ganz klar darauf fokussieren, das bestehende Testsystem bei erneutem Bedarf wieder möglichst schnell zur Verfügung zu stellen. Wir trachten danach, dass es schneller wieder hochgefahren werden kann als in der Vergangenheit. Darüber hinaus werden wir auch im pandemischen Markt neue Produkte etablieren. In Entwicklung ist bereits ein Lollipop-PCR-Test.“ Doch die COVID-19-Pandemie ist noch längst nicht alles. „Wir arbeiten auch im nicht-pandemischen Bereich und beschäftigen uns bereits mit den gängigen Volkskrankheiten. Wir wollen einen Beitrag zur Gesundheit der Österreicherinnen und Österreicher leisten, indem Krankheiten früher erkannt, früher diagnostiziert und früher therapiert werden. Das erspart auch Kosten. Das gilt natürlich nicht nur für Österreich. Wir wollen definitiv einen Meilenstein im Management und der Prävention von sogenannten Volkskrankheiten setzen“, kündigte die Managerin an.

„Das kann bereits ab der Geburt gedacht werden. Der Mutter-Kind-Pass funktioniert zum Beispiel nach wie vor analog. De facto kann man die Vorsorgelösungen bereits viel früher ansetzen. In Wahrheit sind wir kein auf Diagnose spezialisiertes Unternehmen, sondern wir unterstützen die Menschen – zum Beispiel in ‚Better Ageing‘-Bemühungen. Es geht nicht darum, zum Zeitpunkt einer bereits eingetretenen Erkrankung eine Diagnose zu stellen. Wir wollen den Menschen ermöglichen, ihre Gesundheit besser unter Kontrolle zu haben. Wir ermöglichen damit der Volkswirtschaft, den Schaden schon vorweg abzuwenden. Wenn nur 10 Prozent der Menschen in Österreich gesünder leben, die notwendige Anzahl von Schritten pro Tag absolvieren, weniger rauchen, weniger Alkohol trinken, dann sind das im Jahr schon Einsparungen von 180 Millionen Euro, wie Berechnungen ergeben haben“, sagte Angela Hengsberger.

Die von LEAD Horizon entwickelten Selbst-Test-Sets wurden jedenfalls von der österreichischen Bevölkerung sehr gut angenommen. Die Frage ist, ob die PCR-Tests auch im Zuge der zukünftigen Aktivitäten des Unternehmens eine derart große Rolle spielen werden. Hengsberger: „Wir werden die PCR ganz sicher dort einsetzen, wo es weiterhin Sinn in der Diagnostik von Erkrankungen macht. Dort sind die Tests als Goldstandard eine sehr gute Basis. Darüber hinaus ist die digitale Komponente solcher Tests nicht mehr wegzudenken. Sie steckt auch quasi in unserer DNA. Wir haben das ja mit den PCR-Tests auf COVID-19 vorgemacht. Wir ersparen den Menschen den Weg in das Labor. Die Menschen wachen in der Früh auf, putzen sich die Zähne, gurgeln und haben das Ergebnis am nächsten Tag in der Früh. Und das läuft in möglichst vielen Sprachen und einfach ab.“

Fazit, so die Mangerin: „Es ist definitiv unser Ziel, dass wir uns in die Prävention der Volkskrankheiten begeben. Wir werden, wo es möglich ist, die PCR-Testungen nutzen. Wo das nicht möglich ist, werden wir andere geeignete Tools verwenden.“ 

Es ist definitiv unser Ziel, dass wir uns in die Prävention der Volkskrankheiten begeben. Wir werden, wo es möglich ist, die PCR nutzen. Wo das nicht möglich ist, werden wir andere geeignete Tools verwenden.

Weitere Informationen finden Sie auf der Unternehmenswebsite.

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