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Orthopädische Klarheit

© Peter Provaznik

Orthopädische Klarheit

© Peter Provaznik

Arthrose 2.0 | Folge 4

Evidenz & Konsens ermöglichen optimale Entscheidungen für (oder gegen) Gelenkimplantate

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Dr. Andreas Stippler, MSc,

Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie

In Österreich steigen Knie- und Hüftoperationen rapide an, vor allem bedingt durch Arthrose. Doch lange Wartezeiten und hohe Kosten für private Eingriffe setzen Geduld und Geldbeutel der Patientinnen und Patienten auf die Probe. Totalendoprothesen (TEP) sind oft die Lösung, insbesondere bei fortgeschrittener Arthrose. Hier kommt ein neues Verfahren als innovative Entscheidungshilfe ins Spiel: Die „Evidenz- und konsensbasierte Indikation Totalendoprothese“ (EKIT). Basierend auf einer S2K-Leitlinie der Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie integriert EKIT evidenz- und konsensbasierte Überlegungen: Ärztinnen und Ärzte werden dahingehend unterstützt, die richtige Entscheidung für oder gegen eine Operation zu treffen. Wie schon aus dem Namen hervorgeht, ist es das Ziel der EKIT, von ärztlichen „Einzelmeinungen“ Abstand zu nehmen, denn evidenz- und konsensbasierte Überlegungen optimieren den Prozess der Indikation im Labyrinth der Möglichkeiten und Entscheidungen.

Stellen Sie sich EKIT wie ein Orchester vor: Die Evidenz ist der Taktgeber, der jeden Schritt mit wissenschaftlicher Präzision dirigiert. Der Konsens bzw. alle mitwirkenden Musiker bilden das abgestimmte Zusammenspiel der medizinischen Fachgemeinschaft. Die Entscheidung, ob eine Totalendoprothese durchzuführen ist, wird also von zwei wesentlichen Säulen gestützt: von der Wissenschaft als Wegweiser und einem Chor der Erfahrung, der über Jahrzehnte gewachsen ist. EKIT bedeutet ein Leitlinien-konformes Vorgehen, welches das Gesundheitssystem auf ressourceneffiziente Beine stellen kann, denn die Methode stellt sicher, dass eine OP nur dann zur Anwendung kommt, wenn sie für die Patientinnen und Patienten nachweislich vorteilhaft ist. Indikationen werden transparent gestaltet, was die Patientensicherheit immens erhöht. Unnötige Eingriffe werden reduziert, Komplikationen verringert, Kosten im System gespart. Eine Lobeshymne an die Qualitätssicherung.

Noch weitere Vorteile liegen klar auf der Hand: Die Patientinnen und Patienten werden stark in den Entscheidungsprozess eingebunden und es findet eine umfassende Risikoaufklärung beispielsweise in Punkto Diabetes, Rauchen oder Übergewicht statt. Komorbiditäten können wesentlich besser gemonitort werden. Kurzum: Eine Behandlungsplanung, die exakt auf den betroffenen Menschen zugeschnitten ist, wird erleichtert. Gemeinsam werden realistische Erwartungen vereinbart.

Das Universitätsklinikum Krems führt EKIT als Standard für die Indikationsstellung bei Hüft- und Knieendoprothesen ein. Gelingt es uns österreichweit, EKIT zu positionieren, bewegen wir uns in eine neue Ära, in der nicht nur repariert, sondern mit Bedacht gestaltet wird. Ein ressourceneffizientes Gesundheitssystem, transparente Indikationen, Patientenintegration – EKIT formt nicht nur Gelenke, sondern die Zukunft der Orthopädie. 

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