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Qualitätssicherheit in der Osteopathie

Im Rahmen eines PRAEVENIRE Gipfelgespräches wurde das Leistungsportfolio der Osteopathie präzisiert
© Krisztian Juhasz

Qualitätssicherheit in der Osteopathie

Im Rahmen eines PRAEVENIRE Gipfelgespräches wurde das Leistungsportfolio der Osteopathie präzisiert
© Krisztian Juhasz

Im Rahmen eines PRAEVENIRE Gipfelgespräches im Servitenviertel kamen Expertinnen und Experten zusammen, um für den Themenkreis Gesundheitsberufe und Ausbildung für das kommende PRAEVENIRE Weißbuch 2022/23 das Leistungsportfolio der Osteopathie zu präzisieren.

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Carola Bachbauer, BA

Periskop-Redakteurin

In Österreich führen 1.500 bis 2.000 Osteopathinnen und Osteopathen pro Woche rund 30.000 Behandlungen durch. „Wie viele Österreicherinnen und Österreicher die Osteopathie in Anspruch nehmen, zeigt auch eine Umfrage der Statistik Austria aus dem Jahre 2019. Laut dieser suchen zehn Prozent aller über 15-Jährigen mindestens einmal im Jahr einen Osteopathen auf. Dazu kommen noch zahlreiche kinderosteopathische Behandlungen hinzu“, sagte Margit Halbfurter, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Osteopathie (OEGO). Dies veranschaulicht die hohe Nachfrage und wichtige Rolle der Osteopathie für die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten. Aus diesem Grund wurde im Rahmen des PRAEVENIRE Gipfelgesprächs diskutiert, welchen Beitrag die Osteopathie für die Verbesserung der Versorgung diverser Krankheitsbilder leistet und wie wichtig Qualitätssicherung ist.

Wissenschaftliche Evidenz

Um die Qualität der osteopathischen Behandlungen in Österreich zu steigern, hat die
OEGO eine Überblicksstudie mit dem Titel „Wirksamkeit und Sicherheit osteopathischer Behandlungen“, durchgeführt von dem Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung der Medizinischen Universität Graz, in Auftrag gegeben. Diese konnte belegen, dass die Osteopathie bei erwachsenen Personen mit chronischem,
nicht-onkologischem Schmerz, chronischem unspezifischem Kreuzschmerz, Kreuzschmerz
während der Schwangerschaft, bei akutem Nackenschmerz sowie bei frühgeborenen Säuglingen wirksam ist. Zusätzlich besteht eine mögliche Wirksamkeit bei erwachsenen Personen mit postpartalem Kreuzschmerz, chronischem Nackenschmerz, Migräne, dem Reizdarmsyndrom und bei Kindern mit otitis media (Mittelohrentzündung). Sebastian Soika, Vorstandsmitglied der OEGO, betonte: „Wir freuen uns sehr darüber, dass die Studie die Evidenz der Osteopathie zeigt und darlegt, welchen wertvollen Beitrag sie zur Verbesserung der Versorgung diverser Krankheitsbilder leisten kann. Das ist für uns ein großer Schritt in die richtige Richtung.“

Ärzteschaft einbeziehen

Darüber hinaus hoben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des PRAEVENIRE Gipfelgespräches die Wichtigkeit der Zusammenarbeit zwischen Osteopathinnen, Osteopathen und Ärztinnen, Ärzten bzw. Vertretern anderer Gesundheitsberufe hervor. Bereits im Jahre 2021 wurde dieser wichtige Punkt im Rahmen eines Expertenmeetings angesprochen und im Positionspaper „Stellenwert der Osteopathie in der Prophylaxe und Therapie“ der Update Europe festgehalten. „Für eine umfassende, ganzheitliche Patientenbetreuung ist eine enge Zusammenarbeit mit der
Ärzteschaft und anderen Gesundheitsberufen essenziell“, sagte Nina Mittendorfer, Vizepräsidentin der OEGO. Um diese noch weiter zu stärken, bedarf es einer umfassenderen Aufklärung und Information der Ärztinnen und Ärzte sowie anderen Entscheidungsträgern im
medizinischen Sektor über das Leistungsportfolio der Osteopathie. „Für die OEGO ist es
vollkommen klar, dass eine ‚Erstdiagnose‘ nur von einer Medizinerin oder einem Mediziner gestellt wird. Entscheidend ist jedoch, dass Ärztinnen und Ärzte wissen, in welchen
Fällen eine osteopathische Behandlung eine wertvolle Ergänzung des Therapiepfades bietet. Durch die Weiterleitung der Ärztin oder des Arztes an die Osteopathin, den Osteopathen und eine anschließende Zusammenarbeit kann für Patientinnen und Patienten ein optimales Ergebnis erzielt werden“, so Halbfurter.

Anerkennung des Berufsbilds

Im Rahmen des PRAEVENIRE Gipfelgespräches wurden auch die essenziellen Themen
Patientensicherheit und Qualität in der Osteopathie ausführlich besprochen und dargelegt. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern ist das Berufsbild der Osteopathin,
des Osteopathen in Österreich nicht gesetzlich geregelt und geschützt. Dadurch gibt es eine
Reihe von Ausbildungen, die weder adäquat sind, noch der europäischen Norm entsprechen. Das führt dazu, dass sich jede und jeder in Österreich Osteopathin oder Osteopath nennen kann und es keine verbindlichen Qualitätsrichtlinien in der Behandlung gibt. „Im Sinne
der Qualitätssicherung und vor allem für die Patientensicherheit ist es notwendig, die Osteopathie als eigenständiges, gesetzlich anerkanntes Berufsbild in unserem Gesundheitssystem
zu verankern. Patientinnen und Patienten haben das Recht auf höchste Behandlungsqualität“, erklärte Halbfurter.

Die Qualität sichtbar machen

Bis die Osteopathie als Gesundheitsberuf anerkannt ist, bedarf es zum Schutz der
Patientinnen und Patienten einer klaren Auszeichnung jener Osteopathinnen und
Osteopathen, die die strengen Qualitätsvorgaben der OEGO erfüllen. Deshalb hat sich die OEGO dazu entschlossen, die Standards auch optisch klar zum Ausdruck zu bringen,
und hat dazu ein Qualitätssiegel entwickelt. „Die Osteopathinnen und Osteopathen, die
künftig das OEGO-Qualitätslogo führen wollen, müssen einerseits über den adäquaten
Abschluss einer den europäischen Standards entsprechenden Ausbildung verfügen und
andererseits die osteopathischen Standards der OEGO anerkennen“, berichtete Thomas
Marschall, Vorstandsmitglied der OEGO. Mit diesen klaren Qualitätskriterien grenzt sich die
OEGO im Sinne der Patientensicherheit von Trittbrettfahrern und oftmals gleichlautenden
esoterischen Praktiken ab. „Das Gütezeichen wirkt in zwei Richtungen. Zum einen gibt es jenen Menschen, die eine osteopathische Leistung in Anspruch nehmen möchten, einen Hinweis über die Qualität, die sie erhalten. Zum anderen zeichnet es jene Osteopathinnen und Osteopathen aus, die nach den strengen Regeln der OEGO zertifiziert sind“, sagte Halbfurter.

Das Gütezeichen der Osteopathie

Osteopathinnen und Osteopathen, die mit dem OEGO-Zertifikat ausgezeichnet sind, können über die OEGO-Website www.oego.at gefunden werden. Des Weiteren lassen sie sich an dem Qualitätssiegel auf deren Website, Praxisschildern bzw. Visitenkarte erkennen. Zusätzlich erhalten sie eine Zertifizierungsurkunde für die Praxis. Nur zertifizierte Osteopathinnen und Osteopathen sind berechtigt, das Qualitätssiegel in Kombination mit der Mitgliedsnummer sowie einem QR-Code, der direkt auf das Kurzprofil der jeweiligen Osteopathin, des jeweiligen Osteopathen auf der OEGO-Website weiterleitet, auf ihren Praxis- und Arbeitsunterlagen zu führen. Dieses Qualitätssiegel ist ausschließlich in Verbindung mit der angeführten Mitgliedsnummer gültig. Mit
dieser Maßnahme und den weiterhin intensiven Bemühungen hinsichtlich der Umsetzung der drei Kernziele der OEGO: Gesetzliche Anerkennung als Gesundheitsberuf, Sicherstellung der Aus- und Weiterbildung sowie niederschwelliger Zugang zu osteopathischen Behandlungen – setzt die OEGO einen weiteren Schritt für die Qualitätssicherung und Patientensicherheit in der Osteopathie.

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