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Reformdruck auf Gesundheitsbereich steigt

Krisztian Juhasz

Reformdruck auf Gesundheitsbereich steigt

Krisztian Juhasz

Bereits zum siebenten Mal gastierten die PRAEVENIRE Gesundheitstage im Benediktinerstift Seitenstetten (NÖ). Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden durch den Hausherrn, den Abt des Stiftes, Mag. Petrus Pilsinger, seitens des Landes Niederösterreich durch Landesrat Dr. Martin Eichtinger und durch die Vorarlberger Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher, MBA, MSc, sowie den Präsidenten des Vereins PRAEVENIRE Dr. Hans Jörg Schelling begrüßt.

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Rainald Edel, MBA

Periskop-Redakteur

Der Reformdruck im österreichischen Gesundheitswesen steigt – zum einen durch die demografische Entwicklung mit einer immer älter werdenden Bevölkerung und zum anderen durch den der medizinische Fortschritt. „Diese zwei Faktoren stellen die größten Kostentreiber im Gesundheitssystem dar“, erklärte PRAEVENIRE Präsident Hans Jörg Schelling in seiner Eröffnungsansprache. Wie es um das österreichische Gesundheitssystem allgemein bestellt ist, skizzierte er in seinen Eröffnungsworten: „Unser System wird laut einer aktuellen Studie von der Bevölkerung zwar als gut empfunden, allerdings stagniert trotz des erheblichen Mitteleinsatzes die Zahl der als gesund empfundenen Lebensjahre.“ Für Schelling ist dieser Umstand auf drei Gründe zurückzuführen.

Drei Faktoren für mehr gesunde Lebensjahre

Ein entscheidender Faktor sei das Gesundheitswissen. In diesem Zusammenhang verwies er auf die PRAEVENIRE Summer School, bei der Schülerinnen und Schüler des Stiftsgymnasium Seitenstetten im Juni die Möglichkeit hatten, sich gemeinsam mit österreichischen Top-Expertinnen und Experten theoretisch und praktisch mit den Themen Gesundheit und Bewegung auseinanderzusetzen. Ein großes Potenzial für mehr gesunde Lebensjahre sieht Schelling im Bereich der Prävention. Allerdings bestehe hier ein Problem in der ungeklärten Zuständigkeit. „Wenn niemand weiß, wer dafür zuständig ist, gibt es eben auch kein Geld. Für präventive Maßnahmen braucht man aber neben finanziellen Mitteln auch zusätzlich ärztliches Personal. D.h., wenn wir die Bereiche Vorsorge und Prävention stärken wollen, reicht die Kapazität aus dem bestehenden System der Kassenordinationen nicht aus“, analysierte er. Als Lösung, um rasch mehr ärztliche Kapazitäten zu mobilisieren, schlug er einen Teilkassenvertrag für Wahlärztinnen und -ärzte vor, der ausschließlich Vorsorgeuntersuchungen und Disease-Management-Programme umfassen könnte. So wäre man auch für einen Ansturm gerüstet.

Als dritten Faktor nannte Schelling schließlich, dass Österreich in der Versorgung chronischer Krankheiten nicht in jener Intensität arbeite, wie es in anderen Ländern Standard sei. Hier gelte es vor allem, Disease-Management-Programme für alle relevanten chronischen Erkrankungen zu implementieren.

Nachdrückliche Forderungen an die Gesundheitspolitik

„Wir haben die letzten zwölf Monate dazu genutzt, die Handlungsempfehlungen für die Gesundheitspolitik weiterzuführen“, erklärte der PRAEVENIRE Präsident. Diese sind Teil des PRAEVENIRE Weißbuchs „Gesundheitsstrategie 2030“, zu dem über 800 Expertinnen und Experten ihr Wissen mit viel Enthusiasmus beigetragen haben. „Dies beweist, wie wichtig dieses Thema jenen Personen ist, die sich mit der Zukunft der Gesundheitsversorgung beschäftigen.“

Allerdings ist die Ressonanz in der Politik verbesserungswürdig. Es reicht nicht, Dinge nur anzukündigen – am Ende des Tages müssen sie in die Tat umgesetzt werden“, betonte Schelling. So sei es nicht ausreichend, für den Bereich der Pflege eine Mrd. Euro zur Verfügung zu stellen – das Problem gehöre strukturell unter Einbeziehung der Länder und Gemeinden gelöst. Daher sei es wichtig, das Gesundheitssystem ganzheitlich zu betrachten; nur durch das Mitwirken der Patientinnen und Patienten lasse es sich verändern. Wie aber so oft folgt auf eine Reformforderung schnell die Frage nach der Finanzierung beziehungsweise den Kosten. Allerdings müssen Verantwortliche auch verstehen, dass Maßnahmen Geld kosten, jedoch durch die Optimierung auch viel Geld eingespart werden kann. „Alles, was in der Medizin in Zukunft passiert, wird keinesfalls weniger kosten. Und auch der Fortschritt, den wir den Menschen zukommen lassen wollen, wird natürlich Geld kosten. Dafür müssen wir die Effizienz in anderen Bereichen erhöhen“, erinnerte Schelling. Mit Strategien zur Verhinderung von chronischen Erkrankungen und durch möglichst frühzeitiges Eingreifen im Bedarfsfall könne man einen Beitrag zu mehr Gesundheit und gleichzeitig zur Kostendämpfung leisten. “Wir haben Zeitdruck, die Systeme zu reformieren. Die Zeit läuft uns zum Teil davon“, warnte Schelling.

Impulse zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung

Abt Petrus verwies in seiner Eröffnungsansprache auf die Wichtigkeit eines gesunden und erfüllten Lebens, zu dem als wichtige Bausteine Gemeinschaft, persönlicher Austausch und Kommunikation aber auch Anerkennung und Wertschätzung zählen. Vor allem nach den letzten beiden Jahren, die von Pandemie und Einschränkung des sozialen Lebens geprägt waren, sieht er die Gesundheitstage als Auftrag und Möglichkeit für die Teilnehmenden, ihr Wissen, ihre Kreativität und ihr Können einzusetzen, sodass Menschen gesund und erfüllt leben können.

In ihrer Video-Grußbotschaft verwies die Vorarlberger Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher, MBA, M.Sc., die den Vorsitz der Gesundheitsreferenten innehatte, auf die Schwerpunkte der Gesundheitsreferenten in den Bundesländern. Neben der COVID-19-Pandemie mit Long COVID und den psychosozialen Begleiterscheinungen der Pandemie seien es vor allem Gesundheitsförderung und -vorsorge, mit denen man sich auf Landesebene verstärkt auseinandersetzt. „Die Pandemie hat uns deutlich gemacht, wie wichtig Gesundheitsförderung und -vorsorge sind. Hier wollen wir wesentliche Schritte gehen“, sagte sie. Zudem stehe das Personal im Gesundheitsbereich im Fokus – hier brauche es konkrete Schritte, Menschen für die Pflege zu begeistern und im Beruf zu halten. „Für eine gute Gesundheitsversorgung braucht es eine Auseinandersetzung mit aktuellen und zukunftsweisenden Themen. Daher ist es wichtig, dass der Verein PRAEVENIRE Expertinnen und Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammenbringt und Lösungsansätze entwickelt“, erklärte Landesrat Dr. Martin Eichinger, der in der Landesregierung auch für die Gesundheitsvorsorge-Initiative „Tut gut!“ verantwortlich ist. Mit der Förderung neuer Modelle in der Primärversorgung soll in Niederösterreich das Netz der Gesundheitsversorgung noch engmaschiger werden, indem Gesundheitszentren und Gesundheitsnetzwerke als wertvolle Ergänzung und Weiterentwicklung der derzeitigen hausärztlichen Versorgung geschaffen werden. „Mit dem neuen PVZ Schwarzatal gibt es in Niederösterreich mittlerweile fünf Gesundheitszentren und ein Gesundheitsnetzwerk. Gemeinsam mit der Sozialversicherung fördern wir dieses Modell und stärken damit die wohnortnahe Gesundheitsversorgung“, so Eichtinger. Eine Initiative, die auch von PRAEVENIRE Präsident Schelling begrüßt wird: „Es braucht im gesamten System in erster Linie einen Wandel von der Reparaturhin zur Präventionsmedizin – ein Wandel, der sich nur in Form einer niederschwelligen, wohnortnahen Primärversorgung realisieren lässt, die auch über die entsprechenden Mittel verfügt.“

Unterstützung für Förderverein Kinder- und Jugendrehabilitation

Auf Initiative des Vereins SUBVENIRE hatten Besucherinnen und Besucher der 7. PRAEVENIRE Gesundheitstage im Stift Seitenstetten die Möglichkeit, PRAEVENIRE-Merchandising- Artikel zu erwerben. Der Erlös kam dem Förderverein Kinder- und Jugendrehabilitation in Österreich zugute. Hier wurde in den letzten Jahren zwar schon ein Durchbruch erreicht, allerdings braucht es noch weitere Schritte und Finanzmittel, um allen Kindern und Jugendlichen in Österreich das benötigte Rehabilitationsangebot ermöglichen zu können. 

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