Gesunde Zukunft | Folge 9
Derzeit sind viele Babys und Kleinkinder gemeinsam mit ihren Eltern sowie allen medizinischen Teams und pflegenden Kräften vor große Herausforderungen gestellt: Die Häufung von RSV-Infektionen ist weltweit intensiv.
Dr. Juliane Bogner-Strauß
Landesrätin für Bildung, Gesellschaft, Gesundheit und Pflege
Aktuelle Fallzahlen in Österreich zeigen seit Mitte November 2022 einen enormen Anstieg. Das Respiratorische Synzytial Virus (RSV) ist ein Erreger von Erkrankungen der Atemwege. Menschen in jedem Lebensalter können von einer Infektion betroffen sein. Dem Robert-Koch-Institut zufolge kommen RSV-Atemwegserkrankungen weltweit mit einer Inzidenz von 48,5
Fällen und 5,6 schweren Fällen pro 1.000 Kindern im ersten Lebensjahr vor. Zu den Risikopatientinnen und -patienten, die schwer an einer RSV-Infektion erkranken können, zählen frühgeborene Babys, Kinder mit pulmonalen Vorerkrankungen und Kinder mit Herzfehlern mit
vermehrter Lungendurchblutung. Für sie kann eine Infektion mit dem RSV gefährlich verlaufen, wie das RKI erläutert. Es zeigen sich – ähnlich wie bei der Influenza – Symptome wie Schnupfen, Husten und Fieber – Symptome, die dann kritisch werden können, wenn Atemprobleme hinzukommen oder die Kleinen aufgrund ihrer Beschwerden Schwierigkeiten bei
der Nahrungsaufnahme haben.
Österreichs Kinderstationen sind an die Belastungsgrenze geraten. Die Erkrankung gilt als Haupteinweisungsgrund bei Babys und kleinen Kindern bis zum vierten Geburtstag. Diese müssen stationär aufgenommen und mit Sauerstoff versorgt werden, nachdem ihre noch sehr feinen Atemwege nicht immer mit der Infektion klarkommen. Der Umstand dieser ungewöhnlich starken Verbreitung lässt sich durch die verringerten Sozialkontakte während der Corona-Pandemie erklären: Es ist zu einem Rückstau von bestimmten Infektionen gekommen, wie dem Magazin GEO zu entnehmen ist. So konnten kaum Antikörper gegen RS-Viren gebildet werden, beschreibt auch das öffentliche Gesundheitsportal Österreichs.
Die Kinder holten im Jahr 2022 die Infektion quasi nach, nachdem die Jahre davor aufgrund der geringen Kontakte in einem ruhigeren Ausmaß verliefen. Bislang ist kein Impfstoff zur aktiven Immunisierung gegen das RS-Virus zugelassen. Gefährdete frühgeborene Babys oder Kinder mit Vorerkrankungen können jedoch durch eine passive RSV-Impfung geschützt werden, etwa durch monoklonale Antikörper, wie Prof. Dr. Tobias Tenenbaum der Kinderklinik am Sana Klinikum Lichtenberg erklärt.
Aktuell untersuchen Studien, ob eine Impfung auch für gesunde Kinder sinnvoll ist. Es werde derzeit an zwei verschiedenen Impfstoffen geforscht, berichtet das Magazin Spektrum – einerseits für Seniorinnen und Senioren, andererseits als Impfung für Schwangere. Letztere
zielt darauf ab, vor allem Neugeborene in den ersten Lebensmonaten vor einer RSV-Infektion zu schützen.
Wichtig bleibt jetzt, allgemein bekannte Hygienemaßnahmen zur Vorbeugung einzuhalten, so das öffentliche Gesundheitsportal Österreichs. Zudem sollen Menschenansammlungen mit den Kleinen vermieden werden, rät Prim. Dr. Herbert Kurz, Leiter der Kinder- und Jugendheilkunde in der Klinik Donaustadt. Heile, heile Segen: Den tapferen Kleinen und ihren Familien bleibt es viel Ruhe zum Genesen, viel Liebe und Zuversicht zu wünschen.
Abonnieren Sie PERISKOP gleich online und lesen Sie alle Artikel in voller Länge.