Gesunde Zukunft | Folge 6
Dr. Juliane Bogner-Strauß
Landesrätin für Bildung, Gesellschaft, Gesundheit und Pflege
Die Frage, ob die Pflege für junge Menschen ein erfüllender Beruf sein kann, führte mich zu einer jungen Frau: Klara arbeitet seit mittlerweile vier Jahren in einem Altenheim. Sie hat erfahren, was es bedeutet, ganz nah in Kontakt zu treten und zauberhafte Beziehungen aufzubauen. Und sie hat erfahren, wie es sich anfühlt, von einem dementen Menschen körperlich verletzt zu werden. Sie hat erfahren, wie es ist, gemeinsame Freudentränen zu vergießen, weil die alte Dame, die sie schon lange kennt, noch einmal Großmama wurde. Das Baby ist ein Mädchen und hat ihre Augen. Klara hat erfahren, wie es ist, jemanden bei der Intimpflege zu unterstützen. Sie war sich nicht sicher, ob sie das jemals schaffen würde. Irgendwann wurde es zur Selbstverständlichkeit. Sie hat erfahren, wie es ist, einem betagten Menschen ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern, wenn sie seine Lieblingsmelodie summt. Und sie hat erfahren, wie es sich anfühlt, von jemandem Abschied zu nehmen, den sie gerade erst kennengelernt hatte.
In der Pflege zu arbeiten bedeutet, Erfahrungen zu machen, die man nicht mehr missen möchte. Und es bedeutet, Momente zu erleben, die man sich gerne erspart hätte. Es gibt Tage, an denen man sich glücklich schätzt, diesen Beruf gewählt zu haben. Und jene Tage, an denen man sich wünscht, man wäre niemals dort gelandet, weil man sich nur mehr ausgebrannt fühlt.
Pflege ist wie der ständige Wechsel zwischen Yin und Yang, genauso wie das Leben, das aus Gegensätzen besteht: Tag und Nacht, Feuer und Wasser, Ebbe und Flut, Stress und Entspannung, glücklich und traurig, weiblich und männlich. Das eine kann ohne das andere nicht existieren.
Menschen, die in der Pflege arbeiten, erfahren Tag für Tag Geschichten, die das Leben schreibt, in seiner ganz ursprünglichen Form. In kaum einem anderen Beruf werden solch intime Momente erlebt. Jeder Tag verläuft anders, nichts ist wirklich planbar. Drei Schritte vor, einer zurück. Ein Schritt vor, zwei zurück. Junge Menschen arbeiten heute in der Pflege, weil sie dort eine Arbeit gefunden haben, die – inmitten einer schnellen und rationalen Welt – für sie Sinn macht. Sie haben den Beruf gewählt, weil sie eine Spur hinterlassen und Berufung leben wollen. Weil sie das Leben, so wie es ist, mal Yin, mal Yang, im Moment erfahren wollen. Gemeinsam mit Menschen, die eine gefühlte Ewigkeit an Lebenserfahrungen mit sich bringen. Die so viel ihres Lebens schon hinter sich haben und gleichzeitig noch ganz viel vorhaben. Menschen, die vielleicht aber auch einfach nur mehr loslassen wollen.
Junge Erwachsene, die in der Pflege arbeiten, bewegen sich zwischen Erfüllung und Überlastung. Wir müssen auf gesundheitspolitischer Ebene aufräumen und die Rahmenbedingungen so setzen, dass junge Menschen, die sich heute für die Pflege entscheiden, dort auch noch gerne in Pension gehen. Es braucht einen Boden, der davor schützt, dass Überlastung überhandnimmt und pflegende Menschen aus dem Gleichgewicht wirft. Erst dann können sich Yin und Yang langfristig auf gesunde Weise ergänzen.
Yin und Yang
Junge Erwachsene in der Pflege
Die Frage, ob die Pflege für junge Menschen ein erfüllender Beruf sein kann, führte mich zu einer jungen Frau: Klara arbeitet seit mittlerweile vier Jahren in einem Altenheim. Sie hat erfahren, was es bedeutet, ganz nah in Kontakt zu treten und zauberhafte Beziehungen aufzubauen. Und sie hat erfahren, wie es sich anfühlt, von einem dementen Menschen körperlich verletzt zu werden. Sie hat erfahren, wie es ist, gemeinsame Freudentränen zu vergießen, weil die alte Dame, die sie schon lange kennt, noch einmal Großmama wurde. Das Baby ist ein Mädchen und hat ihre Augen. Klara hat erfahren, wie es ist, jemanden bei der Intimpflege zu unterstützen. Sie war sich nicht sicher, ob sie das jemals schaffen würde. Irgendwann wurde es zur Selbstverständlichkeit. Sie hat erfahren, wie es ist, einem betagten Menschen ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern, wenn sie seine Lieblingsmelodie summt. Und sie hat erfahren, wie es sich anfühlt, von jemandem Abschied zu nehmen, den sie gerade erst kennengelernt hatte.
In der Pflege zu arbeiten bedeutet, Erfahrungen zu machen, die man nicht mehr missen möchte. Und es bedeutet, Momente zu erleben, die man sich gerne erspart hätte. Es gibt Tage, an denen man sich glücklich schätzt, diesen Beruf gewählt zu haben. Und jene Tage, an denen man sich wünscht, man wäre niemals dort gelandet, weil man sich nur mehr ausgebrannt fühlt.
Pflege ist wie der ständige Wechsel zwischen Yin und Yang, genauso wie das Leben, das aus Gegensätzen besteht: Tag und Nacht, Feuer und Wasser, Ebbe und Flut, Stress und Entspannung, glücklich und traurig, weiblich und männlich. Das eine kann ohne das andere nicht existieren.
Menschen, die in der Pflege arbeiten, erfahren Tag für Tag Geschichten, die das Leben schreibt, in seiner ganz ursprünglichen Form. In kaum einem anderen Beruf werden solch intime Momente erlebt. Jeder Tag verläuft anders, nichts ist wirklich planbar. Drei Schritte vor, einer zurück. Ein Schritt vor, zwei zurück. Junge Menschen arbeiten heute in der Pflege, weil sie dort eine Arbeit gefunden haben, die – inmitten einer schnellen und rationalen Welt – für sie Sinn macht. Sie haben den Beruf gewählt, weil sie eine Spur hinterlassen und Berufung leben
wollen. Weil sie das Leben, so wie es ist, mal Yin, mal Yang, im Moment erfahren wollen. Gemeinsam mit Menschen, die eine gefühlte Ewigkeit an Lebenserfahrungen mit sich bringen. Die so viel ihres Lebens schon hinter sich haben und gleichzeitig noch ganz viel vorhaben. Menschen, die vielleicht aber auch einfach nur mehr loslassen wollen.
Junge Erwachsene, die in der Pflege arbeiten, bewegen sich zwischen Erfüllung und Überlastung. Wir müssen auf gesundheitspolitischer Ebene aufräumen und die Rahmenbedingungen so setzen, dass junge Menschen, die sich heute für die Pflege entscheiden, dort auch noch gerne in Pension gehen. Es braucht einen Boden, der davor schützt, dass Überlastung überhandnimmt und pflegende Menschen aus dem Gleichgewicht wirft. Erst dann können sich Yin und Yang langfristig auf gesunde Weise ergänzen.